Verbraucherdruck hilft Beschäftigten in Asien

FAIR Protest führt zu Zahlungen an Opfer der Rana-Plaza-Katastrophe. Textilbündnis noch zu schwach

FRANKFURT epd | Der Druck von Verbrauchern in Europa hat nach Ansicht von Menschenrechtlern im vergangenen Jahr Verbesserungen für die Beschäftigten in asiatischen Textilfabriken gebracht. „Da hat sich etwas bewegt“, sagt Textilexperte Berndt Hinzmann von der Kampagne für Saubere Kleidung.

Faire und sichere Arbeitsbedingungen seien zwar immer noch in weiter Ferne. Protest und Nachfragen kritischer Käufer sowie klare Verlautbarungen der Politik hätten jedoch internationale Modefirmen zu weiteren Entschädigungszahlungen für die Opfer der Rana-Plaza-Katastrophe getrieben, betont der Referent des Inkota-Netzwerkes, das der Kampagne für Saubere Kleidung angehört. Aber: „Die Zahlungen reichen noch nicht für eine angemessene Entschädigung“, sagt Hinzmann. Beim Einsturz des Rana-Plaza-Hochhauses mit mehreren Textilfabriken in Bangladesch kamen im April 2013 mehr als 1.200 Beschäftigte ums Leben, Tausende wurden verletzt.

Auch die Politik nimmt der Experte weiter in die Pflicht: „Wir brauchen klare Positionierungen zugunsten der Menschenrechte bei der Arbeit.“ Das im Oktober von Bundesentwicklungsminister Gerd Müller (CSU) ins Leben gerufene Textilbündnis müsse durch flankierende Maßnahmen gestärkt werden, etwa was die Sorgfalts- und Offenlegungspflicht der Unternehmen angehe. Das Bündnis, ein Zusammenschluss aus Regierung, Industrie, Handel und Gewerkschaften, strebt verbindliche Umwelt- und Sozialstandards in der gesamten Textilproduktion an. Bislang sind etwa 30 Firmen beigetreten.

„Aber es fehlen die Großen wie Adidas, Puma oder H&M“, beklagt Hinzmann. „Gerade für sie wäre es eine Chance, durch gemeinsames Agieren viel stärkeren positiven Einfluss auf ihre Zulieferer zu haben, damit es zu grundlegenden Verbesserungen kommt.“ Von der Bundesregierung erwartet Hinzmann Vorstöße, internationale Unternehmen stärker haftbar machen zu können. Auf europäischer Ebene müssten auch die Grundlagen für mehr Transparenz und eine Berichtspflicht von Unternehmen über Umwelt- und Sozialstandards im gesamten Produktionsprozess geschaffen werden. „Das wäre auch endlich eine gute Basis für bessere Verbraucherinformationen.“

Welche Kleidungsstücke wie und unter welchen Bedingungen gefertigt wurden, sei bisher für den Käufer nur ansatzweise nachvollziehbar. Zwar gebe es Informationen zu Initiativen und Siegeln, „aber der Dschungel ist für den Einzelnen zu dicht“, räumt Hinzmann ein. In diesem Jahr plant das Textilbündnis dazu erste Schritte: Informationen auf der Homepage der Vereinigung sollen Verbrauchern die Orientierung bei der Suche nach entsprechender Kleidung erleichtern.