Gelddruckmaschine Belt-Tunnel

FEHMARNBELT Dänisches Verkehrsministerium rechnet mit sagenhaften Renditen beim Tunnelprojekt in der Ostsee. Kritiker sprechen von unzulässigen Bewertungstricks

Der geplante Tunnel im Fehmarnbelt ist eine Gelddruckmaschine. Das geht aus einer volkswirtschaftlichen Analyse des dänischen Verkehrsministeriums hervor. Danach würde das Projekt über 50 Jahre eine sagenhafte Rendite von jährlich 5,4 Prozent und einen Netto-Überschuss von 3,5 Milliarden Euro erwirtschaften. „Die Fehmarnbelt-Querung ist ein gesundes und tragfähiges Projekt“, freut sich Dänemarks Verkehrsminister Magnus Heunicke.

Eben das bezweifelt das Aktionsbündnis gegen die Querung. Denn die Studie hat die Einnahmen aus der Tunnelmaut mit einberechnet. „Das ist ein unzulässiger methodischer Bewertungstrick“, kritisiert Hendrick Kerlen vom Aktionsbündnis. Diese Einnahmen dürften nur in der betriebswirtschaftlichen Finanzanalyse berücksichtigt werden, nicht in der volkswirtschaftlichen Nutzen-Kosten-Analyse. „Da werden Äpfel und Birnen zusammen gewogen“, sagt Kerlen.

Ohne diesen Trick läge das Netto-Ergebnis bei minus 6,7 Milliarden Euro, hat Kerlen nachgerechnet. Damit aber gäbe es keinerlei Chance auf Zuschüsse von der Europäischen Union. Dann müssten die Baukosten für Tunnel und Anbindung, die von der dänischen Realisierungsgesellschaft Femern A/S mit 7,5 Milliarden Euro angegeben werden, vollständig über Kredite finanziert werden. Die Amortisierungszeit von 32 Jahren würde sich verlängern und das dänische Defizit noch größer.

Dänemark will auf eigene Kosten einen rund 19 Kilometer langen Tunnel mit einer vierspurigen Autobahn und zwei Bahngleisen zwischen Fehmarn und der dänischen Insel Lolland errichten. Die Verkehrsprognose nennt bei der geplanten Eröffnung 2022 täglich 9.500 Fahrzeuge, 25 Jahre später sollen es pro Tag 15.000 sein. Das würde in Deutschland nicht für den Bau einer Ortsumgehung reichen.

Schleswig-Holsteins grüner Bundestagsabgeordneter Konstantin von Notz fordert deshalb eine aktuelle Kostenkalkulation für die Schienen- und Straßenanbindung auf deutscher Seite. Der Tunnel sei ein „unnötiges Prestige-Projekt mit erheblichen ökologischen und ökonomischen Risiken“.  SVEN-MICHAEL VEIT