der norden rettet die welt
: Schulbus auf Füßen

Norddeutsche Städte nehmen den Klimaschutz selbst in die Hand. Die Rezepte sind verschieden

Was ist gelb, hat 40 Beine und läuft durch Hannover? Kleiner Tipp: Es ist keine japanische Reisegruppe auf dem Weg zu den Herrenhäuser Gärten. Es handelt sich hierbei vielmehr um den so genannten „Walking Bus“, den Bus auf Beinen. Dabei laufen Grundschüler, Wind und Wetter trotzend, zur Schule, anstatt mit dem bequemen, aber klimaschädlichen „Eltern-Taxi“ zu kommen. Damit sie schon von weitem gesehen werden, tragen die Passagiere gelbe Warnwesten. Auch Busfahrer und Schaffner hat der Walking Bus: Zwei Erwachsene begleiten den Kinder-Treck zur Schule. Der Bus auf Beinen folgt dabei, genau wie sein Pendant auf Rädern, einem gemeinsam erarbeiteten Streckenplan mit festen Abfahrtszeiten.

Das vollkommen klimaneutrale Gefährt wurde in Großbritannien entwickelt. Mittlerweile gibt es Walking Buses in vielen Ländern Europas und in den USA. In Norddeutschland gehört die Region Hannover zu den ersten Anwendern dieses neuartigen Klimaschutzkonzeptes, das hier der Verkehrsclub Deutschland initiiert hat. Es geht aber nicht nur darum, die Klimabilanz von Niedersachsens Landeshauptstadt zu verbessern: Die Kinder sollen auch Verantwortung übernehmen für sich selbst, ihre Mitschüler und die Umwelt.

Um Umweltbildung geht es auch in einem anderen Projekt der „Klimaschutzregion Hannover“. Hier sind es allerdings die Erwachsenen, die etwas dazulernen können. Bereits seit drei Jahren besuchen Energieberater alle Städte und Gemeinden der Region und bieten Hausbesitzern kostenlos ihre Arbeit an. Die Berater erstellen individuell abgestimmte Konzepte für Modernisierungsmaßnahmen, die Energie, aber auch Bares einsparen. „Wir bekommen ein ausgesprochen positives Feedback“, sagt Marlene Potthoff, stellvertretende Geschäftsführerin der Klimaschutzagentur Hannover, die das Projekt koordiniert.

Rund ein Drittel der beratenen Hausbesitzer fängt nach der Beratung an zu modernisieren. Und davon profitieren wiederum die Handwerksbetriebe der Region. Die Klimaschutzagentur informiert sie rechtzeitig darüber, wo die nächsten Beratungen stattfinden, so dass sie gezielt für ihre Dienste werben können. Und so fließt über die Mehreinnahmen bei den Steuern ein Teil der Beratungskosten zurück in die öffentlichen Kassen.

Etwas Besonderes, findet Marlene Potthoff, sei, dass es seit einem halben Jahr die kostenlose Energieberatung auch für kleine und mittlere Unternehmen gebe. Denn die könnten sich schließlich keinen eigenen Umweltschutzbeauftragten leisten.

BENJAMIN GEHRS