Stromfresser nagen an Effizienz

Industriestaaten tun zu wenig für die Energieeffizienz. Das zeigt eine Studie der Internationalen Energieagentur. Kleine Elektrogeräte verbrauchen viel Strom

BERLIN afp/taz ■ Die Internationale Energieagentur (IEA) hat zu geringe Fortschritte der Industriestaaten beim Umgang mit Energie beklagt. Derzeit nehme die Energieeffizienz nur etwa halb so schnell zu wie noch vor zwanzig oder dreißig Jahren, sagte der IEA-Chef Nobuo Tanaka am Montag in Berlin. Dort stellte er eine Studie zur Energienutzung in Deutschland und 14 anderen Industrieländern vor.

Besonders dramatisch sei die Lage in den Privathaushalten der Industrieländer, so das Ergebnis der Studie. Dort sei der Energieverbrauch im Zeitraum von 1990 bis 2004 um 14 Prozent gestiegen. Schuld daran sind vor allem Elektrogeräte, deren Verbrauch um fast 50 Prozent angestiegen ist. Zwar sei die Heizung immer noch der größte Energieverbraucher in Häusern und Wohnungen. Mit Blick auf die CO2-Emissionen holen Elektrogeräte als Klimakiller jedoch rasant auf. Der Grund: Die Stromproduktion stößt in vielen Ländern besonders viel klimaschädliches Kohlendioxid aus. 2004 entfielen schon 33 Prozent der im Haushalt verursachten CO2-Emissionen auf Elektrogeräte – gegenüber 40 Prozent für Heizungen.

Insgesamt ist der Anteil von Geräten wie Fernsehern oder Kühlschränken am Gesamtenergieverbrauch privater Haushalte zwischen 1990 und 2004 von 15 auf 20 Prozent gestiegen.

Besonders schlecht schneiden laut der Studie kleine Elektrogeräte ab. Ihr Anteil am Stromverbrauch in Privathaushalten stieg im Zeitraum von 1990 bis 2004 von rund 37 Prozent auf fast 50 Prozent an. Der Anteil der Großgeräte fiel dagegen entsprechend. Die IEA fordert daher, verbindliche Effizienzstandards und Kennzeichnungspflichten auch für kleine Elektrogeräte einzuführen. Bislang ist eine solche Kennzeichnung nur bei größeren Geräten wie Kühl- und Gefrierschränken, Wasch- oder Spülmaschinen üblich. Der Verbrauch sei durch diese Regulierung und Kennzeichnung gesunken, hob die IEA hervor. Bei Fernsehern, die mit immer größeren Bildschirmen auf den Markt kämen, und bei Geräten wie Stereoanlagen, Computern, Mobiltelefonen und Klimaanlagen dagegen sei der Verbrauch „sehr stark“ gestiegen.

Trotz einiger positiver Entwicklungen zeige die neue IEA-Publikation, dass die Mitgliedstaaten sich nicht auf dem Weg in eine nachhaltige Energiezukunft befänden, sagte Tanaka. Eine höhere Energieeffizienz sei auch zu günstigen Preisen möglich. Notwendig seien dafür jedoch „entschlossene und innovative Maßnahmen der Regierungen“, so Tanaka. NF