Teilen statt privatisieren

Auch das dritte Bremer Sozialforum diskutiert Strategien gegen den Neoliberalismus. Die Fährte: „Wissensökonomie“

Das Ziel ist für Attac-Aktivistin Ann-Katrin Godt klar: „Wir wollen Alternativen von unten diskutieren.“ Godt organisiert das dritte Bremer Sozialforum. Dort wird es vor allem um immaterielle Güter gehen: Um die Verteilung und den Zugang zu Wissen. Freie Software, das freie Lexikon Wikipedia oder der Kampf gegen Medikamenten-Patente – die Wissensökonomie biete Chancen, jenseits von Markt und Privatisierung „menschliche Bedürfnisse zu befriedigen und Destruktives zu stoppen“, sagt Godt.

83 „soziale Bewegungen“, von Attac bis zum Weltladen, rufen dazu auf, beim Sozialforum die Möglichkeiten einer „solidarischen Ökonomie“ zu diskutieren. „Die Ökonomie ist der zentrale Widerspruch der Gesellschaft,“ sagt Godt. Der Neoliberalismus führe beispielsweise zu Bahnprivatisierung und „fortschreitendem Sozialabbau“. Dies rufe Politikmüdigkeit und Resignation hervor. So habe die Bürgerschaftswahl vom Mai 2007 einen Rekord zu verzeichnen: Nie machten weniger BremerInnen ihr Kreuz an der Wahlurne. Till Mossakowski vom Bremer Sozialforum hat dafür eine Erklärung: „Die Ökonomisierung schränkt die Politik so weit ein, dass sich niemand mehr für sie interessiert.“

Das Sozialforum ist für jeden offen – außer für Parteien. „Man braucht nicht zu hoffen, dass die Parteien sich ändern“, sagt Mossakowski. Entsprechend fällt die ursprünglich geplante Podiumsdiskussion „Wie können wir Rot-Grün Dampf machen?“ wohl aus – niemand mochte zu dem Thema aufs Podium.

Gern würden die Organisatoren das Forum aus dem beschaulichen Ostertor in einen sozialen Brennpunkt wie Tenever verlegen. Dies sei bisher jedoch mangels „globalisierungskritischer Infrastruktur“ im Bremer Osten gescheitert – es gebe kein geeignetes Tageshaus. Der Umzug ist nun für die nächsten Jahre geplant. Die Bevölkerung soll diesmal ersatzweise mit einem Straßenfest auf dem Sielwall erreicht werden.

Christian Jakob

3. Bremer Sozialforum, Freitag bis Sonntag im Kulturzentrum Lagerhaus, www.bremer-sozialforum.de