Mehr als Grabpflege

STUDIVZ Einst erfolgreicher Facebook-Klon, gleicht es heute einem Friedhof. Gibt es nun ein Comeback?

Neulich mailte es mal wieder, das Soziale Netzwerk StudiVZ. Nachricht eines Studienfreundes. „Werde diesen Account innerhalb der nächsten Tage löschen, wer Kontakt halten will, bitte melden.“ Das StudiVZ, ein Netzwerk für Masochisten? Wer noch Mitglied ist, verliert regelmäßig Freunde.

Rund 16 Millionen Nutzer sind nach Angaben des VZ-Netzwerkes noch registriert, doch die Karteileichen werden immer mehr. Zählten die Netzwerke im Mai 2010 monatlich noch 466 Millionen Visits, waren es im August 2011 nur noch etwa 130 Millionen. 2006 schien der deutsche Facebook-Klon eine Erfolgsgeschichte zu werden. Hackerangriffe, Datenschutzpannen und sexistische Ausfälle von Mitgründer Ehssan Dariani trübten das Bild. Dennoch vernetzten sich rasch Hunderttausende. Als Holtzbrinck das Netzwerk im Jahr 2007 übernahm, wurden die Gründer über Nacht zu Millionären.

Alles Schnee von gestern. 2011 gleichen die Netzwerke einem Friedhof. Ein neues Konzept soll jetzt mehr sein als nur Grabpflege. Ziel sei die „Stabilisierung der Nutzerzahlen“, sagt VZ-Sprecherin Alexandra Kühte. Weil man den Exodus zu Facebook in den letzten Jahren nicht stoppen konnte, strebt das Netzwerk nun in die Nische.

Die drei VZ-Plattformen sollen künftig besser auf die Bedürfnisse der Nutzer eingehen. So soll es für jede Plattform unterschiedliche Anwendungen geben, etwa das Modul „Lehrveranstaltungen“ im StudiVZ oder „Mein Klassenzimmer“ im SchülerVZ. Auch technisch wollen die VZ-Netzwerke aufholen. Ziel ist, Neuerungen einfacher einbinden zu können. Ab Mittwoch können VZ-Nutzer nun mehrere Monate lang zwischen alter und neuer Version wechseln und die Änderungen kommentieren. Und bewerten, ob das VZ-Update mehr ist als nur Grabpflege.

JAKOB SCHULZ