Armut macht dumm

Bis zum 6. Dezember 2001 dachte man, das mit der Bildung hier sei schon in Ordnung. Dann riss die Pisa-Studie das Land aus allen Träumen. Sie zeigte: Der Sohn einer Friseurin hat eine siebenmal geringere Chance, das Gymnasium zu besuchen, als der Sohn eines Arztes. Dieser Nachteil gilt bei gleicher Leistungsfähigkeit der Schüler.

Hektisch wurden Nachforschungen angestellt, wie ein Bildungssystem nur so ungerecht sein könne. Die Ergebnisse wurden immer schlimmer: Ein Viertel der 15-Jährigen kann nur radebrechend lesen. Die meisten von ihnen stammen aus Elternhäusern der, wie es hieß, „unteren Dienstklasse“; diese Eltern sind arbeitslos, arm und schlecht gebildet. Ihre Kinder konzentrieren sich in Haupt- und Sonderschulen. Ihre Lebensperspektive wird bestimmt durch den sozialen Status und den Bildungsstand der Eltern.

Dass Kinder ungleiche Startchancen haben, ist üblich. Überall auf der Welt. Das Besondere hierzulande ist: Schulen gleichen das nicht aus, sondern verstärken die Nachteile systematisch. Das deutsche Bildungswesen, so herrscht heute in der Fachwelt Einigkeit, ist das ungerechteste in den OECD-Ländern. Weil der Staat durch sein Schulsystem Ungleichheit erzeugt. CIF