Hilfe beim Business-Plan

EXISTENZGRÜNDUNG Neues Projekt berät kostenlos Menschen, die selbstständig werden wollen. Kürzungen des Bundes führen zu höherem Unterstützungsbedarf

VON LEONIE BRAND

Nur ein Parkplatz vor Masuma Deshmehs Kosmetikstudio im Hamburger Stadtteil Niendorf ist belegt. Im Empfangsraum liegt eine Schachtel Pralinen neben der Blumenvase auf dem Tresen. Der Blick fällt auf eine Wand voller Zertifikate und Urkunden, die Vertrauen wecken. Alles ist perfekt vorbereitet. Nur die Kunden fehlen. Seit zwei Monaten gibt es das „Beau Visage“ nun, etabliert hat es sich noch lange nicht. Deshmeh ist zuversichtlich: „Wir müssen noch ein bisschen mehr Werbung machen“, sagt sie.

Masuma Deshmeh ist eine von über 70 ExistenzgründerInnen, die sich mit der Unterstützung der Hamburger Business Starter (HBS) selbstständig gemacht haben. Ein Projekt, das Anfang des Jahres als Kooperation zwischen der Aqtivus GmbH und der Arbeitsgemeinschaft selbstständiger Migranten e. V. entstand.

In den Räumen der HBS werden Beratungsgespräche in über elf Sprachen und Seminare angeboten, um den Weg in die Selbstständigkeit zu erleichtern. Vor allem Migranten und Frauen sollen dort Unterstützung finden, prinzipiell steht das Angebot aber allen offen. Ein wichtiger Unterschied zu anderen Beratungsangeboten: Es ist kostenlos.

Bislang tragen der Europäische Sozialfonds (ESF) und die Stadt Hamburg die Kosten von HBS zu je 50 Prozent, insgesamt 740.000 Euro. Die Förderung endet jedoch mit dem Jahr 2012. Sie kann dann zwar noch um ein Jahr verlängert werden, doch eine verlässliche Zukunftsperspektive gibt es bisher nicht.

Ajisa Winter, Geschäftsführerin von Aqtivus, sieht in der Gründung von Unternehmen, insbesondere von MigrantInnen oder aus der Arbeitslosigkeit, ein hohes Potenzial. Sie wünscht sich, dass auch die Investoren und Förderer das anerkennen: „Es ist ja nicht nur eine Person, die dann nicht mehr arbeitslos ist. Neue Unternehmen schaffen fast immer auch neue Arbeitsplätze“, sagt sie. Es gebe in Hamburg zwar viele Möglichkeiten, eine Unternehmensgründung fördern zu lassen, gleichzeitig sei es aber schwierig, an Startkapital heranzukommen. Dies gilt vor allem für KleingründerInnen, die vielleicht nur nebenberuflich selbstständig sein wollen.

Der Bundestag hat Gründungen als Weg aus der Arbeitslosigkeit unlängst neue Hindernisse in den Weg gelegt: Bis zum 1. November haben EmpfängerInnen von Arbeitslosengeld I (ALGI), die sich selbstständig machen wollen, noch einen Rechtsanspruch auf den staatlichen Gründungszuschuss. Fortan gibt es den Zuschuss nach Ermessen, das heißt, die Arbeitsagenturen gewähren den Zuschuss nur, wenn noch Geld im Budget vorhanden ist. Genau das soll bis 2015 aber um mehr als fünf Milliarden Euro gekürzt werden. Doch auch wer den Zuschuss erhält, steht vor schlechteren Bedingungen: Bislang zahlte der Bund zusätzlich zum Arbeitslosengeld über neun Monate eine Pauschale von 300 Euro. Diese Zeit wurde nun auf ein halbes Jahr verkürzt. Gleichzeitig müssen sich Arbeitslose früher für die Selbstständigkeit entscheiden, denn der Antrag für einen Zuschuss muss künftig nicht mehr drei, sondern fünf Monate vor Ablauf des ALGI-Bezugs gestellt werden.

Es klingt paradox, aber die Kürzungen bescheren HBS einen immer größeren Zulauf. Gerade jetzt wäre Beratung besonders wichtig, sagt Ajisa Winter. Den Zuschuss gibt es nämlich nur auf der Basis eines überzeugenden Business-Plans, bei dessen Erstellung HBS hilft.