AKW-Rückbau beginnt nicht vor 2015

ATOMAUSSTIEG Die Atomkraftwerke in Brunsbüttel und Krümmel werden so bald nicht aus der Landschaft verschwinden. Derzeit werden über 600 Vattenfall-MitarbeiterInnen auf neue Aufgaben vorbereitet

Konkreter wird bei Vattenfall derzeit über eine Schadensersatzklage nachgedacht

Die stillgelegten Atommeiler in Krümmel und Brunsbüttel werden noch Jahre betriebsbereit sein – einen Termin für den Beginn des Anlagenrückbaus gibt es noch nicht. Das teilte Vattenfall Europe am Dienstag der taz auf Anfrage mit. „Sehr unwahrscheinlich“ sei allerdings dass der planmäßige Abriss der Anlagen noch „in der ersten Hälfte des laufenden Jahrzehnts“ beginnen werde, legte sich Vattenfall Europe-Sprecherin Barbara Meyer-Bukow fest: „Es gibt noch nicht einmal konkrete Planungen für den Rückbau.“

Derzeit, so Meyer-Bukow, sei bei beiden Atommeilern gerade „der Übergang zur Nachbetriebsphase“ angebrochen. Das feste Personal – rund 330 Mitarbeiter pro AKW – müsse umgeschult und so auf sein neuen Arbeiten vorbereitet werden. Zudem könne man ein AKW nicht wie eine gewöhnliche Fabrik von einem auf den anderen Tag abstellen: „Die meisten Systeme laufen noch und die Brennstäbe sind noch im Reaktorkern.“

Erst wenn die Brennstäbe einmal in die für eine Betriebsdauer von 40 Jahren ausgelegten Zwischenlager auf den Kraftwerksgeländen verbracht worden seien, könne der Rückbau beginnen. Zuvor seien aber noch viele Planungen abzuschließen, Genehmigungen einzuholen und auch eine Umweltverträglichkeitsprüfung sei zu bestehen. „Das kostet Zeit, ein Abriss ist vom Genehmigungsaufwand vergleichbar mit dem Bau eines Kraftwerkes“, sagt die Sprecherin.

So kann man in der Vattenfall-Zentrale nur darüber schmunzeln, wenn Politiker wie der Kieler SPD-Fraktionschef Ralf Stegner über einen „zügigen Rückbau“ sinnieren und darüber, dass an gleicher Stelle ein modernes Wasserstoff-Kraftwerk entstehen könnte. Da bis zum vollständigen Abriss der beiden Kraftwerke locker noch zwanzig Jahre vergehen könnten, will sich Vattenfall nicht „an den Spekulationen irgendwelcher Politiker“ beteiligen. „Wir haben jedenfalls noch keine Pläne, was auf den Kraftwerksgeländen irgendwann mal passieren soll“, gibt die Vattenfall-Sprecherin für den Energieversorger zu Protokoll.

Konkreter wird in der Vattenfall-Zentrale hingegen weiterhin darüber nachgedacht, die Bundesregierung auf Schadensersatz zu verklagen. Im Glauben an den Bestand des Energiekonsenses investierte der Konzern zuletzt 700 Millionen Euro in die Nachrüstung der AKWs Krümmel und Brunsbüttel, kann nun aber die einst zugesagten Reststrommengen mit einem Marktwert von anderthalb Milliarden Euro nicht mehr produzieren und verkaufen. „Die rechtlichen Prüfungen laufen noch, ob wir klagen ist offen“, sagt Meyer-Bukow. MARCO CARINI