Wenn das der Heinz wüsste

WER? Neuköllns Expats sind schlecht integriert

Ab und zu behaupten die Deutschen, die Türken und Araber in Neukölln seien nicht integriert – aber nur, weil sie keine Engländerinnen, Amerikanerinnen oder Australierinnen kennen.

Ich bin mit einer Gruppe Expats zum Stand-up-Comedy-Abend verabredet. Wir treffen uns vorher bei mir, meine englische Freundin Jemma ist als Erste da. Sie wohnt seit 2005 in Berlin und seit 2008 in Neukölln.

„Buschkowsky ist zurückgetreten“, sage ich, um ein bisschen Smalltalk zu machen.

„Wer?“, fragt sie.

„Der Bürgermeister.“

Sie sieht mich überrascht an: „Der ist doch schon vor Weihnachten zurückgetreten.“ Offenbar meint sie Klaus Wowereit.

„Der Bürgermeister von Neukölln!“, rufe ich.

Jemma fängt an, sich zu schminken, und unsere anderen Freundinnen kommen: Sandra aus den USA, Kelly aus Australien und Kellys neuer deutscher Freund, Jens.

„Heinz Buschkowsky ist zurückgetreten“, sage ich.

Sandra guckt mich ausdruckslos an. „Wer?“, fragt sie.

„Ich weiß“, sagt Kelly, „du meinst diesen amerikanischen Autor, von dem alle Jungs ein Fan sind, wenn sie nicht gut Muschi lecken können, oder?“

„Nein!“, sage ich genervt. „Der, den alle mögen, die nicht Muschi lecken können, heißt Charles Bukowski.“

„Ist das nicht eine Verallgemeinerung?“, fragt Kellys deutscher Freund Jens.

„Ist es nicht“, sage ich. „Es ist eine Tatsache. Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass kein Junge, der Charles Bukowski gut findet, lecken kann. Aber Heinz Buschkowsky ist jemand ganz anderes. Er ist so ein rassistischer Bürgermeister.“

„Ach so“, sagt Kelly.

„Von welcher Stadt?“, fragt Sandra interessiert.

„Von Neukölln“, sage ich.

„Ach so.“

„Hey“, meint Jens, „so rassistisch ist er auch wieder nicht. Das ist jetzt schon ein bisschen unfair von dir, ihn so abzustempeln.“

Ich betrachte Jens neugierig. Die Liste von Dingen, die die Deutschen für „nicht rassistisch halten, wird jeden Tag länger: Blackfacing, das N-Wort in Kinderbüchern, Heinz Buschkowsky. Irgendwann mal wird diese Liste so lang, dass man, um Zeit zu sparen, einfach „Alles außer diesen Nazitabellen über verschiedene Gehirngrößen und der Karikatur, wo Mark Zuckerberg ein Krake ist“, schreiben könnte.

„Ich denke schon, dass er ein bisschen rassistisch ist“, erwidere ich höflich. „Sagt er nicht immer, die Türken sind scheiße?“

„Ja, aber er meint es nur gut“, sagt Jens. „Er will, dass es denen besser geht!“

„Ich wusste nicht, dass die einzelnen Bezirke ihre eigenen Bürgermeister haben“, sagt Sandra. „Ich dachte, Wowereit reicht total aus?“

Ich sehe sie an. Diese Frau wohnt seit 2002 in Berlin! Wenn Heinz Buschkowsky davon erfahren würde, er müsste ein neues Buch schreiben. JACINTA NANDI