Boko Harams Feldzug hält Afrika weiter in Atem

KAMERUN/NIGERIA Kämpfe zwischen Islamisten und tschadischen Truppen fordern auch zahlreiche zivile Opfer

Von bis zu 400 Toten in Fotokol sprach eine kamerunische Zeitung

FOTOKOL/YAOUNDÉ afp/taz | In Kameruns Hauptstadt Yaoundé hat am Donnerstag ein afrikanisches Gipfeltreffen begonnen, um die Aufstellung einer 7.500 Soldaten starken Eingreiftruppe gegen die nigerianische Islamistengruppe Boko Haram zu besprechen. Die dreitägigen Beratungen seien „eine entscheidende Schlüsseletappe des sich intensivierenden Krieges, den die internationale Gemeinschaft beschlossen hat gegen Boko Haram zu führen“, sagte Kameruns Verteidigungsminister Edgar Alain Mebe Ngo’o.

Experten aus 60 europäischen und afrikanischen Ländern sind an dem Treffen beteiligt, das auf einen entsprechenden Beschluss beim Staatengipfel der Afrikanischen Union (AU) am vergangenen Wochenende folgt. Wie schnell die geplante Eingreiftruppe zustande kommt, „hängt von der Qualität Ihrer Arbeit ab“, sagte Minister Mebe Ngo’o den Gipfelteilnehmern in seiner Eröffnungsrede.

Die Beratungen fallen zusammen mit der Zuspitzung der laufenden Offensive von Tschads Armee gegen Boko Haram in Nigeria und Kamerun. Am Dienstag hatten die tschadischen Eingreiftruppen die bis dahin von Boko Haram besetzte nigerianische Grenzstadt Gambaru zurückerobert, woraufhin die Islamisten am Mittwoch die kamerunische Nachbarstadt Fotokol angriffen.

Der Angriff auf Fotokol war nach Berichten von Augenzeugen weitaus blutiger als zunächst bekannt. Von 400 ermordeten Zivilisten sprach am Donnerstag die nordkamerunische Zeitung L’Oeil du Sahel. Augenzeugen zufolge drangen die nigerianischen Islamisten am Mittwoch gegen Morgengrauen in den kamerunischen Ort ein, setzten die größte Moschee von Fotokol in Brand und töteten viele Menschen. Erst zwei Stunden später seien tschadische Soldaten aus Nigeria gekommen, um zusammen mit kamerunischen Einheiten Boko Haram wieder zu verjagen.

Ein Augenzeuge sagte, er habe über 20 Leichen in der Moschee liegen sehen, ein anderer sprach von 35. Alle Berichte bestätigen zahlreiche Tote auf den Straßen, wobei unklar blieb, ob es Zivilisten oder getötete Boko-Haram-Kämpfer waren. Nigerianischen Journalisten zufolge könnten auch die tschadischen Truppen auf der Suche nach Boko Haram Zivilisten in Fotokol getötet haben. D. J.