Bagdad hat einen Grund zum Feiern

IRAK Regierungschef Abadi hebt die Ausgangssperre auf. Sie konnte Anschläge nicht verhindern

BAGDAD ap | In Bagdad ist die jahrelange nächtliche Ausgangssperre aufgehoben worden. Mit Hupkonzerten und Autokorsos feierten Jugendliche und Familien bis in den frühen Sonntagmorgen in der irakischen Hauptstadt das Ende der Sperrzeit, die zuletzt täglich von Mitternacht bis 5 Uhr galt. Anschläge, die Bagdad auch am Wochenende wieder erschütterten, hatte die Ausgangssperre nicht verhindern können.

„Lang lebe Irak“ – ein junger Mann, weit aus dem Fenster eines vorbeifahrenden Autos gelehnt, schreit seine Begeisterung in die nächtliche Millionenstadt. Vor allem Jugendliche feiern ausgelassen, schwenken irakische Flaggen und lassen Motoren aufheulen und Reifen durchdrehen, bis diese qualmen.

„Wir haben uns wie im Gefängnis gefühlt“, sagt Cafébesitzer Faes Adbulillah Ahmed, vor dessen Geschäft in der Einkaufsstraße Karrada Dachil Männer Wasserpfeife rauchen. „Wir hätten bis 23.30 Uhr gehen müssen, um um zwölf zu Hause zu sein“, berichtet Ahmed, jetzt „können wir bleiben.“ Sicherheitskräfte schauen zu, in der Nacht zuvor hatten sie nach Mitternacht noch jeden Passanten angehalten.

Auf der Dschadrijahbrücke stehen in langer Reihe Autos. Junge Männer tanzen zu Musik aus Lautsprecherboxen. Das Treffen sei über das Onlinenetzwerk Facebook organisiert, sagt der Student Ali Madschid Mohsen.

Ministerpräsident Haider al-Abadi hatte die Aufhebung der Ausgangssperre in der vergangenen Woche angeordnet. Damit endet eine langjährige Praxis, die die Gewalt in der Hauptstadt eindämmen sollte. Die Dauer der Ausgangssperre variierte.

Zu schweren Anschlägen kam es dennoch immer wieder. Oft wählten die Attentäter die frühen Abendstunden oder ließen ihre Bomben mitten am Tag hochgehen, um möglichst viele Menschen zu töten. Allein am Samstag wurden bei zwei Anschlägen in Bagdad insgesamt mindestens 32 Menschen getötet und mehr als 70 weitere verletzt.