Offener Hass

RUMÄNIEN Vor allem Rechte, Fundamentalisten und die orthodoxe Kirche hetzen gegen Homosexuelle

BERLIN taz | Obwohl Rumänien den aus kommunistischer Zeit stammenden Paragrafen 200, der Homosexualität unter Strafe stellte, 2001 abgeschafft hatte, fühlen sich Schwule und Lesben sozial isoliert und mitunter diskriminiert. Alle Umfragen der letzten Jahre ergaben eine starke Ablehnung von Schwulen, die oftmals als krank, pervers oder antichristlich diffamiert werden.

Aus einer von der Antidiskriminierungsbehörde in Auftrag gegebenen Umfrage, die gern von fundamentalistischen Internetseiten zitiert wird, geht hervor, dass sich 45 Prozent der rumänischen Bevölkerung keinen homosexuellen Arbeitskollegen wünschen. 72 Prozent fänden es unerträglich, wenn sich ein Familienmitglied als homosexuell outen würde, und 22 Prozent der Befragten erklärten, sie könnten sich nur schwer vorstellen, mit einer HIV-Infizierten Person den Arbeitsplatz teilen zu müssen.

Angesichts dieser Stimmungslage haben Gruppierungen wie Accept, die seit 1995 besteht und sich für die Gleichberechtigung Homosexueller einsetzt, einen schweren Stand. Mit noch größeren Schwierigkeiten sind Politiker konfrontiert, die sich für die Gleichbehandlung heterosexueller und homosexueller Partnerschaften einsetzen.

Das von dem unabhängigen Parlamentsabgeordneten Remus Cernea im vergangenen Jahr vorgelegte Gesetzesprojekt für eingetragene Lebenspartnerschaften stieß bereits im Rechtsausschuss der Legislative auf einhellige Ablehnung. Cernea selber, der sich schon seit Jahren gegen den zunehmenden Einfluss der allmächtigen orthodoxen Kirche auf die Politik und das Schulsystem engagiert, hatte sich mit seinem Vorstoß weiteren Anfeindungen ausgesetzt.

Für fundamentalistische Gruppierungen wie Pro Vita oder die Extremisten der Neuen Rechten bedeutet das Abschmettern seiner Gesetzesvorlage einen Sieg im Kampf mit den „Kräften des Satans, die das rumänische Volk in seiner Existenz bedrohen“. WILLIAM TOTOK