Verbrechen im „Stil der Mafia“

CHINA Unternehmer mit Verbindung zu Top-KP-Politikern werden hingerichtet. Den Brüdern Liu wurden zahlreiche Vergehen vorgeworfen, von Beteiligung an Morden bis zum Waffenhandel und Glücksspiel

BERLIN taz | Das Brüderpaar Liu Han und Liu Wei gehörten zu den schillernden Aufsteigern des jungen chinesischen Kapitalismus: Der eine schaffte es, mit seiner Firma Hanlong mit Bergbau-, Immobilien-, Energie- und anderen Geschäften innerhalb weniger Jahre in die Riege der Milliardäre. Der andere gehörte zu den auserwählten Patrioten, die 2008 die Olympische Fackel bei ihrer Reise durch China und die Welt tragen durften.

Am Montag sind die beiden – zusammen mit drei weiteren Männern – in der zentralchinesischen Provinz Hubei hingerichtet worden. Die Lius und 36 weitere Personen waren im vergangenen Jahr wegen Bildung einer Verbrecherbande „im Mafia-Stil“ verurteilt worden. Das Gericht warf ihnen unter anderem Beteiligung an Morden, Waffenhandel und Schutzgelderpressung vor, außerdem Vandalismus, Behinderung der Staatsgewalt, Störung des sozialen Friedens und Glücksspiel, wie die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua berichtet.

Was die Affäre besonders pikant macht, ist die Nähe der Lius zum ehemaligen obersten Chef der Polizei und Sicherheitsdienste, Zhou Yongkang, und seiner Familie. Zhou zählte noch vor kurzer Zeit zu den neun mächtigsten Männern Chinas. Er ist inzwischen verhaftet worden – und war das bislang prominenteste Ziel der aktuellen Antikorruptionskampagne von Xi Jinping. Der hatte nach seinem Amtsantritt 2013 geschworen, sein Land und die KP nicht nur von „Fliegen“, sondern auch von „Tigern“ zu säubern – das heißt, die Großen nicht laufen zu lassen.

Viele in Peking sehen hinter dieser Entwicklung allerdings vor allem einen Machtkampf, bei dem es um wirtschaftliche und politische Rivalitäten geht. Denn zu gleicher Zeit werden Chinesen, die eine Offenlegung von Politikervermögen fordern, ins Gefängnis geworfen.

Das Firmenvermögen des 49-jährigen Liu Han war 2013 auf umgerechnet über 500 Millionen Euro geschätzt worden. Seine Hanlong-Gruppe, die ihren Sitz in der Provinz Sichuan hat, sei „von Regierungsfunktionären geschützt und gepäppelt“ worden, heißt es bei Xinhua. Zu den krummen Geschäften gehörte nach Recherchen des Wirtschaftsmagazins Caixin auch ein Grundstücksdeal mit dem Sohn des ehemaligen Sicherheitschefs Zhou. Dabei konnte der Sohn Profite im Millionenhöhe einstreichen, weil ihm Liu einen völlig überhöhten Preis zahlte. Zum Dank habe der dann lukrative Aufträge erhalten. JUTTA LIETSCH