Urlaub mit Überzeugung

So individuell und ganzheitlich wie möglich – so lautet der Ansatz von Demeter-Reisen. Das Unternehmen bietet seit Anfang des Jahres gesunden, naturnahen Biourlaub mit Lerneffekt

VON CHRISTOPH RASCH

Das Kino machte es vor: Bauernrebell „Farmer John“ betreibt in der Tiefe der amerikanischen Provinz biologischen Landbau und lockt damit erfolgreich Besucher auf seine Farm, wo sie viel über Wetterzyklen, Wachstum und fruchtbaren Boden lernen. Dieser Aspekt des Films, der derzeit in den Kinos läuft, hat seit Februar ein professionelles Pendant auf dem deutschen Reisemarkt: „Demeter-Reisen“.

Die Demeter-Arrangements – eine Marke des bayerischen Reiseveranstalters „Drei Wünsche Wanderreisen“ – haben ihre Zielgruppen für jede Reise genau differenziert, bis hin zu „Großeltern mit Enkeln“ und „Jakobsweg-Pilgern“.

Rund 20 Menschen hat Demeter-Reisen in diesem Jahr bisher auf Wander- und Studienreisen geschickt – das klingt wenig, ist aber so gewollt. Denn das Angebot will ganz bewusst klein und fein bleiben. Neue Reisekonzepte brauchen ohnehin Zeit, um vom Publikum wahr- und angenommen zu werden. Wie etwa eine Spezialreise für Diabetiker: Buchautor Hans Lauber führte Mitte September eine Gruppe durch Demeter-Weingüter und Kräuterfelder auf die Suche nach „natürlichen Zuckersenkern“.

Möglichst individuell sollen die Familien- und Studienreisen ebenfalls zugeschnitten sein – und auch die Einführung der neuen Bioreiseschiene beruht auf ganz persönlichen Erfahrungen: Es war „Drei Wünsche“-Geschäftsführer Stefan Gubitz, der für seine Familie vergeblich einen „Wanderurlaub mit Biokost“ gesucht hatte: „Der Markt ist nur noch durch austauschbare Angebote gekennzeichnet“, sagt Gubitz, und: „Die Gäste können sich zwar die günstigste Reise aussuchen, ihre eigentlichen Bedürfnisse werden bei diesen Reisen in der Regel jedoch nicht erfüllt.“

Bald gewann Gubitz Deutschlands ältesten Bioverband Demeter als Partner. Mit dem neuen Reisekonzept „werden zwei Bereiche zusammengeführt, die schon lange aufeinander gewartet haben“, freut sich Demeter- Geschäftsführer Peter Schaumberger, „jetzt muss kein Biokunde mehr seine persönlichen Überzeugungen während des Urlaubs zu Hause lassen.“

Die Reisen tragen das Demeter-Gütesiegel und basieren auf naturnahen Konzepten im Sinne Rudolf Steiners. „Wir haben uns mit dem Gedankengut beschäftigt und lassen das auch in die Reiseangebote einfließen“, betont „Drei Wünsche“-Sprecherin Christine Reiche, und fügt hinzu: „Exklusive anthroposophische Reisen sind es allerdings nicht.“

Dafür aber eben möglichst ganzheitlich: Ein großer Teil der Lebensmittel, mit denen die Reisegäste versorgt werden, muss dem Demeter-Standard entsprechen – oft sorgt ein eigens mitreisender Koch nicht nur für biodynamische Versorgung, sondern auch für Ernährungstipps über die Reise hinaus. Und: Bio kommt nicht nur auf den Tisch, Bio ist stets auch „Studienobjekt“.

So wirbt die Reise nach Weimar nicht nur mit „feiner Thüringer Bioküche“, sondern eben auch mit Wanderungen „über die geistvollen Pfade von Goethe zu Rudolf Steiner“ – in Form des biodynamischen Landbaus. Und auch die beliebte Tour in die Toskana beinhaltet den Besuch von Biogütern für Sanddorn, Wein und Oliven.

„Die Nachfrage ist da, wir sind mit dem Start zufrieden“, sagt Reiche. Sie und ihre Kollegen entwickeln und betreuen insgesamt sechzehn Reisen, die in den kommenden Monaten ihr Publikum finden sollen. Acht Angebote sind bereits online buchbar, ebenso viele sollen bis 2008 hinzukommen: Eine „Informativ“-Reise nach Sizilien ist dann ebenso buchbar wie regionale Touren in die Sächsische Schweiz und an die Ostsee sowie ein Schulferienkinder-Angebot für die Provence. Im Herbst 2007 soll Umbrien, später Andalusien folgen.

Bei der Planung neuer Angebote wird – nach einer Markteinschätzung – zunächst geschaut, ob das anvisierte Reiseziel einen direkten Demeter-Bezug hat, konkret: ob es dort Biolandwirtschaft gibt. Inzwischen jedoch läuft es auch umgekehrt: Biologische Wein- und Landgüter sprechen die Nürnberger Veranstalter vielfach von sich aus an und werben für den eigenen Hof als Reiseziel. „Das war für uns als Reiseanbieter eine ganz neue Erfahrung“, sagt Reiche, „und so entstehen tatsächlich auch Ideen zu neuen Reisen.“

Die werden künftig auch in den Filialen der bundesweiten Biomarktkette Basic angepriesen: Werbung und Vertriebswege, die bislang nur im Internet und in ausgewählten Bioläden stattfanden, sollen vergrößert werden – mit Plakat- und Postkartenmotiven, die erdige Bodenständigkeit atmen: spielende Kinder am Wasser, Alpenglühen hinter der Blockhütte, die gebrauchten Wanderstiefel stets im Bild. Und, sagt Christine Reiche, in der Aufbauphase, in der sich die Demeter-Reisen noch befinden, „sind wir stets offen für neue Ideen und Ziele von erfahrenen Reiseführern“.

Infos: www.demeter-reisen.de