Besetzer landen auf dem Campus

OCCUPY II Debatte an der Freien Universität: Soll sich die Bewegung mehr um Vernetzung bemühen?

Die Occupy-Bewegung hat die Freie Universität Berlin erreicht. Einen „historischen Moment“ nannte einer der Veranstalter von der Occupy-Hochschulgruppe die erste Infoveranstaltung auf dem FU-Campus am Donnerstagmittag. Dabei ging es in vier Vorträgen und einer anschließenden Diskussion vor allem um mögliche Vernetzungspunkte von Occupy und hochschuleigenen Bewegungen, etwa dem Bildungsstreik. Aber auch Probleme an der Universität und innerhalb der Occupy-Bewegung kamen zur Sprache.

Die von der Occupy-Hochschulgruppe eingeladenen RednerInnen hatten sehr unterschiedliche Anliegen. Margarita Tsomou berichtete von ihren Erfahrungen beim Occupy-Äquivalent in Griechenland und über die finanziellen Perspektiven des Landes. Peter Grottian, emeritierter Professor für Politikwissenschaften, sprach über die Zusammenhänge zwischen Forderungen von Occupy und Studierenden sowie über Perspektiven der Bewegung.

Solidarität mit Streikenden

Der dritte Vortrag von Steffen Bund von der Streikleitung der Charité Facility Management (CFM) drehte sich um den Streik der nichtmedizinischen Beschäftigten an der Uniklinik und um Möglichkeiten für Studierende, sich dort einzubringen. Bodo Zeuner, ebenfalls emeritierter Politik-Professor, zeigte sich verärgert über die zunehmende Ökonomisierung der Hochschulen. Die FU solle sich nicht weiter einer Ideologie der Wirtschaft unterwerfen, in der Dekane zu bloßen Unterabteilungsleitern und Studierende zu Produkten degradiert würden.

Alle vier Vortragenden betonten, dass eine Vernetzung von Occupy unbedingt nötig sei, um die Bewegung am Leben zu halten. Grottian und Tsomou prophezeiten Occupy Berlin ein schnelles Ende, sollte sich die Bewegung nicht mit Organisationen wie Attac oder anderen Bewegungen wie dem Bildungsstreik verbinden. Auch die in der „Occupy“-Bewegung äußerst umstrittenen konkreten und zentralen Forderungen wurden in der ersten FU-Asamblea kontrovers diskutiert. Während einige Studierende im basisdemokratischen Prozess der Meinungsfindung bereits das Ziel der Bewegung sahen, sprachen sich andere für zumindest vorläufige gemeinsame Forderungen aus, um ein Schrumpfen der Bewegung zu verhindern.

Einig waren sich alle Beteiligten jedoch darin, dass die Probleme der Studierendenschaft und der Gesellschaft die gleiche Quelle haben: eine Unterfinanzierung sozial-kultureller Bereiche zugunsten der Finanzmärkte. Dies rufe eine Unzufriedenheit hervor, die allen gemein sei – egal ob Student, Arbeiter, egal ob aus Deutschland oder Griechenland, so ein Diskussionsteilnehmer. Die Probleme in Gesellschaft und Hochschule müsse man deshalb gemeinsam angehen. MARLEN KESS