Irgendwie die Kontrolle verloren

BVG UND SCHWARZFAHRER

Die BVG führt die ganze politische Debatte übers Schwarzfahren ad absurdum

Durch einen Fehler der BVG hat sich die Strafverfolgung vieler Schwarzfahrer jahrelang verzögert. Wie die Verkehrsbetriebe auf Anfrage des Grünen-Abgeordneten Stefan Gelbhaar jetzt einräumen mussten, gab es ein technisches Problem bei der Datenübertragung von dem privaten Sicherheitsdienstleister. Die Verkehrsbetriebe kontrollieren die meisten Fahrkarten nämlich nicht mit eigenem Personal, sondern beauftragen damit die Firma Wisag. Die aber war mit ihren Aufgaben überfordert: „Aufgrund von technischen Problemen bei unserem Dienstleister“, schreibt die BVG, habe die Wisag viele Daten über Schwarzfahrer aus den Jahren 2012 und 2013 erst im Jahr 2014 übermittelt.

Durch die Auswahl eines ungeeigneten Unternehmens führt die BVG die ganze politische Debatte übers Schwarzfahren ad absurdum. Bekanntlich würden Grüne, Linke und Piraten den Straftatbestand des Schwarzfahrens am liebsten abschaffen. SPD und CDU wollen daran festhalten: weil der Ehrliche nicht der Dumme sein dürfe und weil Strafen zur Abschreckung nötig seien.

Durch die Stümperei von Wisag und BVG hat man die Nachteile beider Konzepte vereint: Die Schwarzfahrer werden voll bestraft – aber so spät, dass die Abschreckungswirkung nur gering ist. Denn Strafen werden natürlich viel intensiver wahrgenommen und haben eine deutlich stärkere Wirkung, wenn sie in einem engen zeitlichen Zusammenhang mit der Tat erfolgen. Wer dagegen jahrelang nach der Tat keine Post vom Staatsanwalt bekommt, der denkt, er könne immer so weitermachen und müsse keine Konsequenzen fürchten.

Wer Strafanzeigen erst Jahre nach der Tat erstattet, der kann es auch ganz bleiben lassen.

SEBASTIAN HEISER