Ein politischer Akt

„Für ein großartiges Foto musst du nicht nach Afrika oder in die Ukraine reisen.“ So begründet ein Mitglied der Jury die überraschende Entscheidung, den Hauptpreis der diesjährigen World Press Photo Awards ausgerechnet dem dänischen Fotografen Mads Nissen zuzusprechen. Sein Bild ist ein scheinbar privater und hochgradig ästhetisierter Blick in das Schlafzimmer zweier schwuler Männer in Sankt Petersburg. Wie politisch das Private mitunter sein kann, ist Jon und Alex bewusst. Attacken auf Homosexuelle sind in Russland an der Tagesordnung. Nissens Foto zeigt keinen intimen, es zeigt einen politischen Akt. Als solchen kann man auch die Entscheidung der Jury verstehen.