Der Karnevals-Pastor

Die Zeit des Karnevals ist auch für den Braunschweiger Pastor Friedhelm Meiners etwas Besonderes. Dann versucht der 57-Jährige mit antrainiertem rheinischem Dialekt launig zu predigen; er lässt seine Organistin einen Tusch nach jedem Gag spielen und auch mal Karnevalssänger Kirchenlieder vortragen. Doch nach der Absage des diesjährigen Umzugs hat Meiners seine Rosenmontagspredigt umgestellt. Es ging um die Angst vor dem Terror.

Meiners forderte in seiner Predigt in der Altstadt-Kirche St. Martini mehr Freiheit für Spott und Lästereien über Religionen – und die Abschaffung des Blasphemie-Paragraphen. Der sieht bis zu drei Jahre Gefängnisstrafe für diejenigen vor, die den „Inhalt des religiösen oder weltanschaulichen Bekenntnisses anderer“ so beschimpfen, dass der öffentliche Frieden gestört wird.

FDP-Chef Christian Lindner hatte nach den Anschlägen von Paris gefordert, diese Regelung aus dem Strafgesetzbuch zu werfen. Doch SPD, CDU und katholische Kirche wollen dem nicht folgen. Die CSU forderte sogar, das Gesetz zu verschärfen. Die evangelische Kirche bezog bisher nicht eindeutig Position.

„Religion hält das aus, wenn man sie durch den Kakao zieht“, sagte Meiners, der auch Radioandachten hält. Die Kirchen hätten oft genug versucht, das zu verbieten. „Doch das ist nie gelungen. Gott sei Dank!“

Klar gebe es Merkwürdigkeiten in Bild und Wort, über die er sich ärgere, sagt Meiners im Gespräch, etwa „die Verunglimpfung des Papstes“ auf einem Titanic-Cover. Doch meistens disqualifizierten die Macher sich selbst. „Dafür brauchen wir keine Paragraphen“, findet Meiners. „Wir können uns auch so wehren – mit Worten“.

Eigentlich wollte Meiners am Rosenmontag selbst über den Papst lästern. Das fiel nun aus. Auch über den eigenen Bischof, die eigene Kirche zu spotten, sei problemlos möglich, sagt Meiners. „Wir nehmen uns gerne auf die Schippe“, behauptet er. Getan hat er das zwar noch nicht. „Ich“, sagt er, „würde es aber.“  DKU