Kicker dürfen hoffen

400 Anwohner im Chamissokiez protestieren gegen die Schließung eines Bolzplatzes. Kompromiss vorgeschlagen

Im Streit um den geschlossenen Bolzplatz im Chamissokiez machen jetzt die Anwohner Druck. 400 von ihnen reichten am Mittwoch eine schriftliche Aufforderung beim Bezirksamt ein. Darin fordern sie die Baustadträtin von Friedrichshain-Kreuzberg, Jutta Kalepky (parteilos), auf, das von ihr geschlossene Fußballfeld am Chamissoplatz wieder zu öffnen.

Zwei Monate dauert der Kampf um den Sportplatz in Kreuzberg nun schon. Und die Ungeduld wird immer größer. Nicht nur bei vielen Jugendlichen, sondern auch bei deren Eltern und weiteren Anwohnern. Wegen der Beschwerde einiger Anlieger, die die Lärmbelästigung als zu stark empfinden, schloss Kalepky Anfang September kurzerhand den Bolzplatz. Seitdem fehlt rund 60 Jugendlichen, die den Platz regelmäßig nutzten, ein Treffpunkt (die taz berichtete).

Jetzt drohen die Lärmgeplagten damit, Klage einzureichen. Der Platz bleibt deswegen weiter geschlossen. „Ich verstehe mich als Vermittlerin zwischen beiden Parteien. Ich kann die drohende Klage nicht ignorieren“, so Kalepky der taz.

Der Mieterrat Chamissoplatz ist entrüstet: „Auch in einer Großstadt muss es für Kinder und Jugendliche eine Möglichkeit geben, sich auszutoben. Und dazu gehören Bolzplätze“, so Vorstandsmitglied Heinz Kleemann. Der Verein fordert aber nicht nur die unverzügliche Öffnung des Bolzplatzes, sondern auch eine Gesetzesinitiative aller Parteien der Bezirksverordnetenversammlung (BVV), um derartige Vorgehensweisen gegen Spiel- und Sportstätten zukünftig zu verhindern.

Um die erhitzten Gemüter zu beschwichtigen, lud Kalepky am Dienstagabend Anwohner, Jugendliche und die Jugendstadträtin Monika Herrmann (Grüne) zum Gespräch. Die Stimmung war nach Angaben Kalepkys viel entspannter als bei einem ersten Treffen vor mehreren Wochen. Dabei wurde laut Kalepky beschlossen, dass möglichst bald unter Aufsicht an drei Tagen pro Woche wieder gekickt werden darf. Ob diese Verabredung jedoch umgesetzt werden kann, hängt davon ab, ob auch die lärmgeplagten Anwohner zustimmen.

Für Mitte Dezember sind Umbauten geplant, die den Lärm eindämmen sollen. Vielleicht ist das die Lösung für einen Kompromiss. SUSANN HOFFMANN