„Genauso gut wie Eisbären“

JUBILÄUM Bremens Zentrum für Marine Tropenökologie feiert 20. Geburtstag

■ 43, ist Geologin und seit 2010 Direktorin des Leibniz-Zentrums für Marine Tropenökologie in Bremen.

taz: Frau Westphal, Marine Tropenökologie klingt sehr abstrakt. Können Sie uns sinnlich näherbringen, woran bei Ihnen genau geforscht wird?

Hildegard Westphal: Das Institut befasst sich mit tropischen Küstenökosystemen, fragt, wie sie funktionieren, wie die Menschen sie bewirtschaften und welche Wechselwirkungen beides hat. Da geht es um zum Beispiel Korallenriffe, Mangrovenwälder und Seegraswiesen, Versauerung, Verschmutzung oder Überdüngung. Wir haben dafür Natur-, aber auch Sozialwissenschaftler im Haus.

Seit wann wird an diesen Themengebieten schon gearbeitet?

Unser Institut wurde vor 20 Jahren im Kontext des Rio-Gipfels zur Nachhaltigkeit gegründet, um eine inhaltliche Lücke in der deutschen Wissenschaftslandschaft zu füllen. Und in unserer Thematik sind wir immer noch komplett allein auf weiter Flur.

Fühlen Sie sich ausreichend wahrgenommen?

Wir haben ein sehr gutes Netzwerk in tropischen Ländern. Dort werden wir von Wissenschaft und Politik stark wahrgenommen. Wir können nicht über mangelndes Interesse klagen, gerade wenn es um Korallenriffe, Cholera oder Palmöl-Plantagen geht.

Gilt das auch für die Politik?

Daran arbeiten wir noch. In der innerdeutschen Politik werden wir weniger wahrgenommen als außerhalb, Bremen aber unterstützt uns sehr stark. Das Umfeld hier ist sehr gut.

Ihr Haus und das Alfred-Wegner-Institut für Polar- und Meeresforschung (AWI) in Bremerhaven haben denselben Gründer. Aber das AWI ist in der Öffentlichkeit präsenter.

Ja, aber das AWI ist auch viel größer. Aber mit Korallenriffen kommt man genauso gut an wie mit Eisbären. Und wir expandieren stark. Interview: Jan Zier

Festakt: 10.30 Uhr, Glocke