Auf dem Trockenen

Niels Friedrichsen hat, so wie etwa 50 seiner Kollegen, seinen Kutter im Fischerblatt zum Verkauf gestellt. Der 31-Jährige ist Krabbenfischer in der vierten Generation und selbstständig, aber leben kann er von seinem Beruf nicht mehr. Im Moment liege der Abnehmerpreis für ein Kilo Krabben mit 1,50 Euro bei der Hälfte dessen, was er zum Überleben bräuchte. Seit 2008 ist der Bestand der Krabben in der Nordsee groß, sagt Friedrichsen, doch die beiden holländischen Abnehmer drückten durch den Überschuss im Angebot die Preise.

Im Frühjahr hat Friedrichsen mit den anderen Krabbenfischern aus Schleswig-Holstein gestreikt, aber die geforderten drei Euro pro Kilo bekamen sie nur für kurze Zeit. Im September war der Preis wieder auf 1,40 Euro abgerutscht. Friedrichsen und seine Kollegen vermuten, dass „die Großhändler bei ihren Abnehmern Preise ausgehandelt haben, mit denen sie den Fischern gar keine drei Euro bezahlen können“. Hilfe vom Land gibt es nicht, das zuständige Ministerium in Schleswig-Holstein will den Fischern erst unter die Arme greifen, wenn sie sich zu einer deutschlandweiten Vereinigung zusammengeschlossen haben.

Eine sinnvolle Sache, glaubt Friedrichsen, aber schwer umsetzbar. Seit August versuchen die Fischereiverbände, eine solche Erzeugergemeinschaft zu organisieren. Aber die Fischer sind alle Einzelunternehmer, es gibt Streitereien untereinander, viele wollen sich nichts von einem Verband vorschreiben lassen.

„Mit den Verkaufsanzeigen wollen wir Aufmerksamkeit erregen“, sagt Friedrichsen, „denn die Krabbenfischerei wird systematisch ausgerottet, sie scheint in Deutschland nicht mehr gewollt zu sein.“ Würde er seinen Kutter tatsächlich verkaufen? „Ja, sofort. Und 90 Prozent der Kollegen, die eine Anzeige geschaltet haben, auch.“ JOHANNA LEPÈRE