„Händler des Todes“ verurteilt

USA Der russische Waffenschieber Wiktor But wird in New York schuldig gesprochen. Das bedeutet mindestens 25 Jahre Gefängnis. Kritik vom Moskauer Außenministerium

Seit 20 Jahren soll der 44-Jährige Rebellen, Terroristen und Armeen weltweit mit Waffen versorgt haben

AUS MOSKAU KLAUS-HELGE DONATH

Ihm eilt der Ruf voraus, einer der kaltblütigsten und skrupellosesten Waffenhändler der Welt zu sein. Am Mittwoch endete der Prozess gegen den Russen Wiktor But vor einem New Yorker Geschworenengericht mit einem Schuldspruch in allen vier Anklagepunkten.

Dem „Händler des Todes“ wurde zur Last gelegt, an einer Verschwörung zum Mord an US-Bürgern und Regierungsmitarbeitern in Kolumbien beteiligt gewesen zu sein. Als erwiesen sah das Gericht auch an, dass But die Terrororganisation der kolumbianischen Farc-Rebellen materiell unterstützte und den Verkauf von Luft-Boden-Raketen an die Farc beabsichtigte. Für drei der Anklagepunkte sieht das US-Strafgesetz eine Mindeststrafe von 25 Jahren vor. Das endgültige Strafmaß soll erst am 8. Februar 2012 verkündet werden.

Die Verzögerung des Schuldspruchs um einige Stunden werteten russische Prozessbeobachter als einen Hinweis, dass die Geschworenenjury zunächst nicht zu einem einstimmigen Schuldspruch in allen Anklagepunkten gelangte. Das russische Außenministerium übte Kritik an dem Urteil. Im Laufe des Verfahrens sei „beispielloser politischer Druck seitens der amerikanischen Behörden“ ausgeübt worden. „Unser Ziel ist seine [Buts] Rückführung in die Heimat“, verlautete aus dem Außenministerium. Der politische Druck „weckt Zweifel daran, dass das Urteil gerecht ist“, sagte der Sprecher des Ministeriums, Alexander Lukaschewitsch.

Ein Vertreter des russischen Konsulats in New York beklagte überdies, dass offizielle Stellungnahmen der russischen Seite im Prozess nicht zur Kenntnis genommen worden seien. Die Familie des seit dreieinhalb Jahren inhaftierten Exmilitärs But nannte das Verfahren einen „Willkürakt der amerikanischen Militärclique“. Seine Frau Alla betonte jedoch gegenüber der Zeitung Moskowskij Komsomolez, dass die Gerichtsverhandlung korrekt und ohne Druck auf die Beteiligten verlaufen sei.

But war im Frühjahr 2008 nach einem Treffen mit zwei Agenten des US-Departments für Drogenbekämpfung in Bangkok festgenommen worden. Sie hatten sich als Farc-Rebellen ausgegeben, die Waffen kaufen wollten. Nach der Festnahme versuchte Außenminister Sergej Lawrow auf Thailand und die USA einzuwirken, um eine Überstellung in die USA zu verhindern. Russland lehnt grundsätzlich die Auslieferung von Staatsbürgern an andere Staaten ab. Im Oktober 2010 wurde But dennoch von Thailand in die USA überführt, wo er in einem Hochsicherheitsgefängnis saß.

Buts Verteidigung hatte den geplanten Waffenverkauf an die Farc abgestritten. Dass es sich bei But um einen harmlosen Geschäftsmann handelt, wie es auch Russlands gesteuerte Medien darzustellen versuchen, verfing vor Gericht dann doch nicht. Der Beinamen „Händler des Todes“ wurde ihm nicht zufällig verliehen. Seit 20 Jahren soll der 44-Jährige Rebellen, Terroristen und ganze Armeen weltweit mit Waffen versorgt haben. Laut UN war Buts lukrativste Wirkungsstätte Afrika. Zu seinen Kunden gehörte der liberianische Rebellenführer Charles Taylor. But soll auch den afghanischen Taliban, kongolesischen Rebellen und al-Qaida Waffen beschafft haben.

Zu Sowjetzeiten war But in Afrika stationiert. Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion nutzte er alte Kontakte für Waffengeschäfte. Leute wie er verfügen in Moskau über beste Beziehungen zu Rüstungs- und Geheimdienstkreisen. Ohne deren Hilfe wären solche Geschäfte undenkbar. Auch deswegen wollte Moskau seine Auslieferung in die USA vereiteln. Die Vermutung, But könne im Prozess der Strafminderung halber Geheimnisse preisgeben, scheint sich nicht bestätigt zu haben.