Antragsflut im Gerichtssaal

Der Betrugsprozess gegen den Geschäftsführer der Islamischen Föderation wird vertagt

Der Prozess gegen den Geschäftsführer der Islamischen Föderation, Abdurrahim V., vor dem Landgericht wegen Betruges ist am Dienstag um eine Woche vertagt worden. Noch vor Beginn der Verhandlung überzog der Türke mit deutschem Pass die 1. Große Strafkammer mit so vielen Anträgen, dass die Eröffnung des Verfahrens verschoben wurde.

Die Anträge thematisieren den Ausschluss der Öffentlichkeit, die Ablehnung des Gerichts und nicht ordnungsgemäße Zustellung der Anklage, sagt V.s Verteidiger. Dem zurzeit inhaftierten 39-Jährigen werden 68 Taten aus der Zeit zwischen März 2001 und Juli 2006 vorgeworfen. Er soll 1,2 Millionen Euro Fördermittel beantragt haben, die er nicht oder nur teilweise für Projekte des Islam Vakfi (deutsch: Stiftung) e. V. und die Islamische Förderation Berlin verwandt habe. Die Projekte hießen unter anderem „Integrationsbegleitendes Integrationsprojekt“ und „Integrationsaktivitäten“. Insgesamt soll V. den Betrug von 830.000 Euro verantworten.

Sein Verteidiger hält einige der Vorwürfe für „Kinderkrankheiten“ der 1990 in Ostberlin gegründeten Religionsgemeinschaft: „Die evangelische und die katholische Kirche hatten auch 500 Jahre Zeit, um ihre perfekten Verwaltungsstrukturen zu schaffen.“ V. war bekannt geworden, als er für die Islamische Förderation das Recht erstritt, an Schulen Islamunterricht erteilen zu dürfen. UTA FALCK