Kidnapper vor Gericht

Der mutmaßliche Drahtzieher der Freinkman-Entführung im Jahr 2006 verweigert zum Prozessauftakt die Aussage

Nach einer der spektakulärsten Entführungen der letzten Jahre steht erstmals einer der mutmaßlichen Drahtzieher im Fall Freinkman vor dem Berliner Landgericht. Zum Auftakt seines Prozesses verweigerte der 36-jährige Angeklagte die Aussage. Dem Weißrussen wird erpresserischer Menschenraub vorgeworfen.

Vadim Freinkman war in der Nacht zum 18. August 2006 nach einem Kinobesuch nahe seiner Wohnung im Stadtteil Neukölln verschleppt worden. Der Angeklagte soll dem damals 20-jährigen Sohn einer aus Russland stammenden Medizinerin eine scharfe Waffe an den Kopf gedrückt und ihm die Augen verbunden haben. Dann soll er den Abiturienten in eine von ihm gemietete Wohnung gesperrt haben.

Freinkman war knapp zwei Wochen in der Gewalt der Entführer. Die Kidnapper hatten unter Todesandrohungen eine Million Euro Lösegeld von der Familie gefordert. Nachdem die Mutter den Kidnappern in Brandenburg rund 650.000 Euro übergeben hatte, kam ihr Sohn unverletzt frei. Der Angeklagte soll mindestens ein Drittel des Lösegelds erhalten haben.

Die Polizei hatte seinerzeit mit der Spezialeinheit „St. Petersburg“ fieberhaft nach den Tätern gefahndet. Die Ermittler gingen von einer siebenköpfigen Gruppierung aus. Der Angeklagte wurde vergangenen April in Girona in Spanien verhaftet. Zwei Monate später wurde der Weißrusse nach Berlin überstellt. Ein anderer mutmaßlicher Haupttäter wurde im Januar in Moskau festgenommen.

In einem ersten Prozess wurde ein geständiger Handlanger der Entführer vergangenen März vom Berliner Landgericht zu drei Jahren und drei Monaten Haft verurteilt. Ein zweites Verfahren läuft seit bereits sieben Monaten. dpa