„Die gezielte Trophäenjagd ist Unsinn“

Am heutigen Samstag ist Hubertustag – Schutzpatron der Jäger. Die sehen sich als Heger und Pfleger des Wildes, werden aber zunehmend kritisiert. Die Arbeitsgemeinschaft Naturnahe Jagd (AGNJ) möchte sich dieser Kritik stellen

HELMUT NEU, 57, war Berufssoldat und ist Vorsitzender der AG Naturnahe Jagd in Schleswig-Holstein.

taz: Herr Neu, was unterscheidet Ihre Arbeitsgemeinschaft von der traditionellen Jägerschaft?

Helmut Neu: Wir achten sehr darauf, dass die Tiere schnell zum Tod geführt werden. Aus diesem Grund lehnen wir auch die Jagd mit Fallen jeder Art ab. In Lebendfallen leidet die Beute unter größtem Stress bevor der Jäger sie tötet. Biologisch gesehen ist auch die gezielte Trophäenjagd absoluter Unsinn.

Was ist naturnahe Jagd?

Unsere Jagd ist effizient und störungsarm. Eine revierübergreifende Jagd etwa beunruhigt die Tiere nur an einem Tag. Sonst gäbe es diese Störung mehrfach in vielen benachbarten Revieren.

Wie gestalten Sie Ihren heutigen Hubertustag, der dem Schutzpatron der Jagd gewidmet ist?

Ich werde an so einer revierübergreifenden Treibjagd auf Wildschweine in Mecklenburg-Vorpommern teilnehmen. Der Tag ist aber auch ein guter Anlass für uns Jäger, über unser Tun nachzudenken. Uns zu fragen, ob wir alles richtig machen.

Die Öffentlichkeit ist da skeptisch.

Für uns steht fest, dass bestimmte Wildtiere bejagt und die Bestände reguliert werden müssen, wenn es keine natürlichen Feinde mehr gibt. Wildschweine können enorme Schäden in der Landwirtschaft anrichten oder die Schweinepest übertragen. Auch kann es durch hohe Dichten vermehrt zu Verkehrsunfällen kommen, häufig durch Rehe.

Trotzdem stehen die Jäger in der Kritik. Einige Tierschützer fordern ein absolutes Jagdverbot.

Das ist keine Gesprächsgrundlage für uns. Vielmehr geht es darum, die Jagd in vernünftige Bahnen zu lenken. Warum werden zum Beispiel in Schleswig-Holstein Mauswiesel und Teichhuhn bejagt, obwohl es keine sinnvolle Nutzung für die Tiere gibt? Natürlich geht das Mauswiesel an die Gelege und ist damit ein Konkurrent, aber das kann kein Grund für die Bejagung sein. Töten als Selbstzweck darf nicht zugelassen werden. Noch ist kein Jäger je verhungert, weil der Fuchs ihm einen Hasen weggefressen hat. INTERVIEW: JAN WEHBERG