Zu schwul für viele Fans

Lustvoll gepackt an Hals und Haaren stehen zwei Männer kurz vor einem innigen Kuss – auf dem Cover einer Rap-Platte, ein echter Aufreger unter Fans. In den sozialen Medien ist ein Shitstorm über den Berliner Fabian Cataldi alias Bass Sultan Hengzt alias B.S.H. hereingebrochen. Von heftigen Beleidigungen bis zu Morddrohungen ist alles dabei.

Der 31-Jährige, der jetzt mit seinem siebten Album „Musik wegen Weibaz“ als Schwulenfreund inszeniert, ist selbst ein besonders aufmüpfiger Zeitgenosse. Vier seiner bisher sechs Alben landeten auf dem Index.

Seine Karriere startete Bass Sultan Hengzt Ende der 90er Jahre zusammen mit Bushido und King Orgasmus One als BMW (Berlins Most Wanted). Die Alben, auf denen B.S.H. damals vertreten war, hießen etwa „Sexkönig“, „King of Kingz“ oder „Berlin bleibt hart“. Sein erstes Soloalbum aus dem Jahr 2003 „Rab braucht kein Abitur“ landetet schließlich auf dem Index. Erst 2014 schaffte er es mit seiner Platte „Endlich erwachsen“ von der Verbotsliste der Bundesprüfstelle für jugendgefährdete Medien loszukommen.

Dass Fabian Cataldi von nun an einen anderen Ton anschlagen sollte, lag sicherlich auch daran, dass er in der Zwischenzeit selbst Vater geworden war. Musikalisch schwebte ihm ohnehin ein Wechsel von untergrundiger HipHop-Musik zur Popmusik vor. Gemeinsam mit seinem langjährigen Freund, dem Berliner Musiker Serk, setzte er das neue Vorhaben schon auf „Endlich erwachsen“ um: Weg von klassischen am PC produzierten HipHop-Beats und hin zu mehr musikalischem Anspruch. Echte Instrumente wurden eigenhändig eingespielt, und wo früher ein Refrain möglichst selbstbewusst eingerappt wurde, war nun mehr Melodie zu hören, nicht einmal vor Gesangsparts schreckte man zurück.

Textlich ist Bass Sultan Hengzt zwar alles andere als brav geworden, doch reif für den Index ist er nicht mehr. Dafür erntet er Spott und Häme von alten Fans, denen er nicht mehr homophob genug ist. Doch wie er selbst sagt, verzichtet er auf die paar tausend Plattenverkäufe gern. Außerdem seien die Knutschenden auf dem Cover gar nicht schwul, sagte Hengzt. Das seien zwei Heteros. JOHANNES PITSCH