Herbst in China

VON MATHIAS KÖNIGSCHULTE

Der Fotograf Edgar Herbst fliegt am 10. Juni 2014 von Berlin nach Peking. Die knapp dreiwöchige Reise durch die Volksrepublik China wird organisiert von der Shandong Academy of Arts und dem Shandong Provinzial Department of Culture. Herbst soll „das immaterielle Kulturerbe Chinas aus europäischer Perspektive“ aufspüren.

Also besucht er traditionelle Musikinstrumentenmanufakturen, er trifft Vertreter chinesischer Heilkunst, taucht ein in das Nachtleben zwischen Bar- und Karaokeszene, gewinnt private Einblicke in chinesische Familientraditionen. In der Pekingoper von Jinan darf er backstage fotografieren und empfindet das als einen Höhepunkt der ersten Tage seiner Reise.

Von Jinan führt sein Weg über ein kleines Dorf nahe Echeng zum südlich gelegenen Jining, weiter zur ehemaligen deutschen Kolonie Qingdao am Gelben Meer – und von dort nach Yantai im Nordosten des Landes. Der Fotograf durchstreift das Land entlang des gelben Flusses und erreicht schließlich wieder Jinan.

Am letzten Abend seiner Reise erhebt Edgar Herbst sein Glas auf seine neu gewonnenen Freunde. Ein paar Worte zum Abschied. Allein, die Worte kommen nicht, Edgar Herbst beginnt zu weinen. Seine Freunde, die Chinesen verstehen. Wenig später weint der ganze Tisch.

Von Edgar Herbst erschien zuletzt eine Edition seiner Arbeit „Waidmannslust. Die grüne Hölle von Berlin“, Vorneditions, 2013