Kreisreform auf der Straße

In Hamburg sollen 100 neue Kreisverkehre gebaut werden. Sie erhöhen Verkehrsfluss und Sicherheit. Zudem sind sie umweltfreundlicher und im Unterhalt auch noch günstiger als Ampelkreuzungen

Von Sven-Michael Veit

Etwa 100 Kreuzungen sollen in Hamburg durch Kreisverkehre ersetzt werden. Nach einem gestrigen Senatsbeschluss sollen im kommenden Jahr acht neue Kreisel gebaut werden, danach jährlich etwa fünf weitere. In rund 20 Jahren mithin könnte das Programm abgearbeitet sein.

Kreisverkehre würden „Verkehrsfluss und Sicherheit verbessern“, hat Stadtentwicklungssenator Axel Gedaschko (CDU) erkannt. Zudem seien sie „klimafreundlicher und kostengünstiger als Ampelkreuzungen“. In Hamburg gibt es derzeit 21 Kreisverkehre. Der erste ist der 1884 erbaute Klosterstern in Harvestehude, der mit 160 Metern Durchmesser größte ist der Horner Kreisel am Beginn der Autobahn A 24.

Jahrzehntelange Erfahrungen aus anderen Ländern – vornehmlich Großbritannien und die skandinavischen Staaten – werden damit nun auch in Hamburg zur Kenntnis genommen. Danach bewältigen Kreisel in der Regel mehr Verkehr als Ampelkreuzungen, vermindern Unfallgefahren sowie Lärm und den Ausstoß von Schadstoffen. Ein Kreisel mittlerer Größe verringert rein rechnerisch die Fahr- und Wartezeit für jedes Fahrzeug um 15 Sekunden. Bei täglich 30.000 Fahrzeugen würden dadurch, erläuterte Baustaatsrat Gerhard Fuchs, „pro Jahr 21.600 Liter Treibstoff und 50 Tonnen CO2 gespart“.

Zudem ist ein Kreisverkehr im Unterhalt etwa 5.000 Euro kostengünstiger als eine herkömmliche Kreuzung, weil keine Erneurungs- und Wartungskosten für die Ampeln anfallen. Der Bau eines Kreisels ist ebenfalls günstiger.

Deshalb sollen nun in der ganzen Stadt schrittweise Kreuzungen bei ohnehin anstehenden Reparatur- und Sanierungsarbeiten zu Kreisverkehren umgebaut werden. Im nächsten Jahr stehen unter anderem die Kreuzungen Carl-Petersen-Straße / Hammer Steindamm und Caspar-Voght-Straße / Quellenweg in Hamm, Farmsener Landstraße / Eulenkrugstraße in Volksdorf sowie in Tonndorf die Kreuzungen des Berner Heerwegs mit Walddörfer Straße und Ebersreye zum Umbau an. Die beiden größten Projekte sollen die Kreuzungen Gazellenkamp / Lokstedter Grenzstraße zwischen NDR und Hagenbecks Tierpark sowie Hofweg / Winterhuder Weg in Uhlenhorst sein.

Kreisverkehre müssten „an den richtigen Stellen gebaut werden“, erklärte Baudirektor a. D. Eckehard Knoll, der bis vor kurzem in der Baubehörde das gestern vorgestellte Programm entwickelt hatte. Die wichtigste Voraussetzung sei eine „ausreichende Größe“. Denn Kreisel dürften für Busse, Feuerwehr- oder Müllwagen „nicht zum Hindernis“ werden.

Selbst der ADAC zeigte sich gestern mit der Kreiselreform zufrieden: „Das dient allen und nicht nur Autofahrern“.