Frau gequält, 20 Jahre Knast

ALGERIEN Parlament verabschiedet Gesetz gegen häusliche Gewalt. Konservative: Koran verletzt

MADRID taz | Nach Tunesien ist Algerien seit Donnerstagabend das zweite nordafrikanische Land mit einem Gesetz gegen häusliche Gewalt und Belästigung von Frauen. Männer, die ihre Frauen misshandeln, müssen künftig mit einer Strafe zwischen einem und zwanzig Jahren Haft rechnen. Kommt die Frau zu Tode, steht darauf „lebenslänglich“. Greift ein Ehemann ohne Erlaubnis auf das Vermögen seiner Frau zu oder zwingt er sie, ihr Erspartes auszuhändigen, kann dies sechs Monate bis zwei Jahre Haft kosten. Außerdem wird auch das Belästigen von Frauen im öffentlichen Raum unter Strafe gestellt.

Offiziellen Angaben zufolge liegt die Anzahl von gewaltsamen Übergriffen gegen Frauen in Algerien pro Jahr bei 7.000. 100 bis 200 Frauen sterben an den Folgen häuslicher Gewalt.

Als „einen positiven Schritt“ lobte die Abgeordnete der linken Arbeiterpartei (PT), Nadia Chouiter, das Gesetz. Aber gleichzeitig bezeichnet sie, wie auch die algerischen Frauenorganisationen und Amnesty International, das Paragrafenwerk als „widersprüchlich“. Denn die Betroffenen können ihrem Peiniger „verzeihen“. Bei leichten Fällen häuslicher Gewalt wird das Verfahren dann eingestellt, bei schweren Fällen wird die Strafe milder.

Die Abgeordneten der größten islamistischen Partei im Parlament, der Allianz für ein grünes Algerien (AAV), boykottierten die Parlamentssitzung. Das Gesetz verstoße gegen „die Prinzipien des Korans“ und ziele darauf ab, „die Familie zu zerstören“, sagte der AAV-Sprecher Naamane Belaour. rw