MATTHIAS STÜHRWOLDT GRÜNLAND
: Facebook ist eine Pest

Zwei Hiwis mit Handys schaffen nur die Hälfte ihrer Arbeit. Zwei Hiwis mit Smartphones nur ein Viertel

Seit 1999 habe ich drei Mobiltelefone besessen. Das erste, blaumetallicfarben, groß und schwer wie ein Brikett lag es in meiner Hosentasche, schlug mir beim Kühetreiben immer gegen den Oberschenkel, an dem es gewaltige Hämatome hinterließ, es hielt bis etwa 2004.

Das zweite, ein mist-, gülle- und jaucheresistentes Teil, schrottete ich vor wenigen Wochen, als etwas zu ihm aus dem vollen Milcheimer schwappte. Also kaufte ich das, wie der schmierige Verkäufer betonte, ultimative Bauernhandy. Mit dem, so sagte er, könne man unter Wasser, Milch oder Gülle telefonieren. Hab ich noch nicht ausprobiert. Will ich auch nicht.

Spezi, meinen Hiwi, kenne ich seit sechs Jahren. Seitdem hat er gut zwanzig Handys verbraucht. Das letzte starb neulich in unserer Milchkammer. Spezi hatte es zum Aufladen auf der umlaufenden Fliesenkante, die es dort gibt, abgelegt. Jemand rief an, das Handy vibrierte sich Richtung Abgrund, um sich dann bungeemäßig, am Aufladekabel hängend, in die Tiefe zu stürzen.

Spezi kaufte sich ein Smartphone. Nunmehr haben meine beiden Hiwis – Sven, der Lehrling, und Spezi, der Ex-Lehrling – internetfähige Hightech-Handys und schicken nach Herzenslust nutzlosen Datenmüll durch den Äther.

Facebook ist eine Pest. Es ist so: Geht man von der Menge an Arbeit aus, die ein Hiwi schaffen kann, allein und ohne Handy, dann erledigen zwei Hiwis zusammen vielleicht drei Viertel. Zwei Hiwis mit Handys schaffen die Hälfte, zwei Hiwis mit Smartphones nur noch ein Viertel.

Vor Kurzem stand bei uns der letzte Grünlandschnitt an. Spezi und Sven mähten mit den Treckern auf der Koppel im Moor. Es war nass. Man musste die sumpfigen Stellen meiden, um sich nicht festzufahren. Spezi passte nicht auf und versackte. Sven hatte ein Stahlseil dabei und wollte ihn rausziehen. Aber Sven machte erst ein Foto, stellte es bei Facebook ein und forderte Spezi auf, es zu kommentieren. Während der festgefahrene Trecker noch tiefer sank.

„Oh, ist ja klar, mit Fendt fährst dich fest!“ „Halt den Mund, du mit dein John Deere!“ Und mein Trecker wäre fast weg gewesen. Irgendwie kriegten wir ihn raus. Auf der Moorkoppel klafft jetzt ein großes Facebook-Gedächtnis-Loch.

Der Autor ist Biobauer in Schleswig-Holstein Foto: privat