Der Mann fürs Fragen stellen

Manchmal brauche es in der Geschichte Leute, die Fragen stellen, sagt Joachim Hempel, und im Falle des Welfenschatzes hat er sich zur Verfügung gestellt. Jochim Hempel war bis Sommer letzten Jahres Domprediger von Braunschweig und will den Welfenschatz dorthin zurückholen. Aber an dieser Stelle korrigiert er: Nicht der Welfenschatz sei es, die Welfen hätten ihn sich nämlich angeeignet und widerrechtlich verkauft. Das St. Blasius Stift sei rechtmäßiger Eigentümer, denn ihm habe einst Gräfin Gertrud die Ältere den Grundstock für den später Welfenschatz genannten Reliquienschatz gestiftet. Und „nie“, da ist Joachim Hempel sehr deutlich, habe das Stift zugestimmt, als die Welfen später Teile des Schatzes verkauften.

Genau betrachtet stehen die Chancen für die Rückholaktion mäßig gut: Die Stiftung Preußischer Kulturbesitz als Verwalterin hat bereits mitgeteilt, dass es keine Überlegungen gebe, die Goldreliquien dauerhaft in ihrer alten Heimat auszustellen. Die Landeskirche Braunschweig ließ sybillinisch verlauten, dass die „Idee natürlich nicht von der Hand zu weisen“ sei. Es gebe jedoch keine konkreten Bemühungen.

Andererseits scheint Hempel für solch eine Aufgabe prädestiniert. Die Braunschweiger Zeitung beschrieb den 65-Jährigen als Mann, der die Öffentlichkeit sucht und für den es kein Thema gebe, über das er nicht spreche. Auf jeden Fall hat er keine Berührungsängste: Die große Ausstellung, die den weltweit verstreuten Welfenschatz in Braunschweig wenigstens zeitweise zusammenführen soll, könnte laut Hempel Volkswagen sponsern. Und dass die evangelische Kirche nur wenig mit Reliquienverehrung am Hut hat? „Wir haben ja einen katholischen Dom geerbt“, meint Hempel.  GRÄ