Kein „Tabula Rasa“

VORTRAG Ein Berliner Architekturbüro stellt seine Ideen zur Bremer Stadtentwicklung vor

■ 53, ist Architekt mit Büros in Berlin und Paris. Er arbeitet zudem als Professor an der Technischen Universität Berlin.

taz: Herr Geipel, was ist das Ungewöhnliche an diesem Wohnprojekt in der Neustadt?

Finn Geipel: Es versucht, das bestehende Wohngebiet zu verändern, indem mit dem vorhandenen Bestand gearbeitet wird – und nicht nach dem Tabula Rasa-Prinzip, das heißt Abriss und Neubau, verfahren wird.

Was verbirgt sich hinter diesem Gedanken?

Dahinter steckt das Ziel einer leichten Verdichtung und einer größeren Vielfalt der Wohnmöglichkeiten in den Vierteln mit Baubestand aus den Sechziger und Siebziger Jahren.

Mit welchen Ideen und Maßnahmen hat Ihr Büro diese Anforderungen umgesetzt?

Wir wollen die Defizite der vorhanden Wohnungen ausgleichen, indem wir sie durch Brücken und Pontons mit neu gebauten Wohn- und Arbeitswürfeln aus Holz verbinden. Dadurch können die Bewohner in ihren jetzigen Wohnungen bleiben und gleichzeitig von Neuerungen wie Fahrstühlen, Barrierefreiheit auf allen Ebenen profitieren und auch neue Arbeitswelten in Anspruch nehmen.

Kann sich das Stadtbild durch Projekte wie dieses zukünftig verändern?

Das ist durchaus möglich. Seit einigen Jahren gibt es eine neue Tendenz zu intergenerationellem Zusammenwohnen. Doch im Gegensatz zu früher wollen die verschiedenen Generationen nicht mehr unter einem Dach zusammen wohnen. Sie suche vielmehr Möglichkeiten, autonome Wohnungen zu größeren Verbünden bei Bedarf zusammenzuschließen. So entsteht Wahlfreiheit, die keinen ständigen Kontakt erzwingt.

 Interview: Anissa Brinkhoff

Speicher XI, 3. Etage, Roter Salon, 19 Uhr