Wirrwarr um Bewerbung

SPORTLICH Sportbund-Vizepräsident überlegt laut, auf die Kandidatur für Olympia 2024 zu verzichten

„Es könnte sein, dass wir keine Bewerbung für die Spiele 2024 abgeben“

WALTER SCHNEELOCH, DOSB

Zu früh gefreut? Nach den Ergebnissen der Forsa-Umfrage zu Olympischen Sommerspielen 2024, bei der Hamburg mit 64 Prozent höhere Akzeptanzwerte als Berlin mit 55 Prozent aufwies, sah Hamburg sich am Dienstag schon als klarer Favorit für eine deutsche Olympia-Bewerbung. Doch nun erwägen Mitglieder des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), keine der beiden Städte zu diesem Zeitpunkt ins Rennen zu schicken.

DOSB-Vizepräsident Walter Schneeloch, eines von acht Präsidiumsmitgliedern, die über die Kandidatur entscheiden, erklärte am Mittwoch in der Rheinischen Post: „Es könnte sein, dass wir zu dem Schluss kommen, keine Bewerbung für die Spiele 2024 abzugeben, weil uns die Zustimmung vielleicht nicht hoch genug erscheint.“ Bevor man jetzt auf die Nase falle, „könnten wir einer neuen Bewerbung etwas mehr Zeit geben“, sagte der 67-Jährige.

„Die Beschlusslage des DOSB ist ganz klar: Wir wollen uns für die Olympischen Spiele 2024/28 bewerben“, sagte DOSB-Vorstandschef Michael Vesper in der Berliner Zeitung. Von diesem Beschluss wieder abzurücken, sei eine theoretische, aber „nach den jüngsten Umfrageergebnissen keine praktische Option“.

Als Privatmann kommentierte Christoph Holstein – von Beruf Hamburger Senatssprecher und Sozialdemokrat – auf seiner Facebook-Seite Schneelochs Vorstoß so: „Der Zitierte tendierte stets für eine Bewerbung in Richtung 2028. Deshalb ist seine Stellungnahme wenig überraschend. Und der gewählte Zeitpunkt so nachvollziehbar, dass sich keine Form von Erregung lohnt.“

Am Montag gibt der DOSB eine Empfehlung an seine Mitglieder, die dann am 21. März die Siegerstadt Hamburg oder Berlin bestätigen sollen. Ihr Abnicken gilt als bloße Formalie.  MAC