Alte sollen sozial werden

Niedersachsen plant, im Jahr 2008 Seniorenbüros einzurichten, die ältere Ehrenamtliche an Einrichtungen und Privatleute vermitteln sollen. Ansätze gibt es bereits in Hannover und Osnabrück

von THOMAS EWALD

Auch die CDU in Niedersachsen hat sich mit der Frage beschäftigt, wie sich Senioren stärker als bisher in die Gesellschaft einbringen können. Heraus gekommen ist der gestern von Niedersachsens Sozialministerin Mechthild Ross-Luttmann (CDU) vorgestellte Plan, an 15 niedersächsischen Standorten Seniorenservicebüros einrichten zu lassen. Als Träger kommen Vereine und Kommunen in Frage, falls sie zwei Bedingungen erfüllen.

Einerseits müssen sie ein freiwilliges Jahr für Senioren anbieten. Hierfür stellt das Land Niedersachsen 40.000 Euro jährlich zur Verfügung. Ziel eines solchen Jahres ist es, dass sich noch mehr Menschen im Ruhestand als bisher in die Gesellschaft einbringen. Die Seniorenservicebüros sollen die Koordination und Vermittlung der Senioren an Einrichtungen und Privatiers, denen sie ihre Fähigkeiten anbieten können, übernehmen.

Punktuell wird dies bereits praktiziert: In Hannover sowie im Landkreis Osnabrück gibt es bereits ein freiwilliges soziales Jahr für Senioren. „Das Ergebnis ist so ermutigend“, sagt Stephan Walter, Referatsleiter im Sozialministerium, „dass die Christdemokraten das Konzept weiter ausbauen.“

Die zweite Bedingung, die die künftigen Träger eines Seniorenserviceburös erfüllen müssen, besteht darin, dass sie eine Ausbildung zum Seniorenbegleiter vermitteln zu können. Dafür werden Laien in 15 Stunden Theorie und 20 Stunden Praxis zu Helfern ausgebildet. Das Land wird die Büros dann mit 90.000 Euro pro Jahr unterstützen. Wo die Seniorenbetreuer ausgebildet werden sollen, ist aber noch unklar. „Es könnte Lehrangebote bei der VHS geben“, sagt Walter.

Hintergrund all dieser Pläne ist die Erkenntnis, dass es aufgrund des demographischen Wandels immer weniger Jüngere geben wird, die sich etwa der Seniorenbetreuung widmen können. Da kommt die Idee, rüstige Senioren hierfür und auch zur Kinderbetreuung einzusetzen, sehr gelegen. Ziel ist, einen Großteil der Tätigkeiten, die das soziale Jahr für Jugendliche bietet, auch Senioren anzutragen.

Ein Konzept, für das die niedersächsischen Grünen schon seit 2005 plädieren. „Das ist überfällig“, sagt Ursula Helmhold, stellvertretende Fraktionsvorsitzende der niedersächsischen Grünen, „denn bald wird es nicht mehr genug Jüngere geben, die ein freiwilliges soziales Jahr absolvieren.“

Helmhold weist darauf hin, dass es in Niedersachsen bis 2005 bereits Wohnhilfsangebote für ältere Menschen gab, bei denen die Senioren, unter anderem auch Demenzkranke, so lange wie möglich in ihren Wohnungen bleiben konnten. Doch die ehemaligen Sozialministerin Niedersachsens, Ursula von der Leyen (CDU), hat das Projekt, trotz massiver Einwände aus der Opposition ersatzlos gestrichen.

Ursula Helmhold findet es deshalb sehr löblich, dass die CDU „den Trümmerhaufen, den die ehemalige Sozialministerin hinterlassen hat, selbst abbaut“. Lob bekommt die CDU von den Grünen auch für die finanzielle Unterstützung und die Voraussetzungen, die ein Träger erfüllen muss. „Ehrenamt geht nicht ohne Hauptamt“, sagt Helmhold. Und das Hauptamt seien eben die Seniorenservicebüros, die sich als Koordinationsstellen zwischen Angebot und Nachfrage verstehen sollen.

Problematisch an den Plänen ist die zeitlich begrenzte Förderung. Denn das Bewerbungsverfahren für die Träger der Büros endet im März 2008. Geld gibt es aber nur bis 2011. „Die Gefahr ist groß, dann als billiger Jakob dazustehen, weil sich der Staat aus der Förderung zurückzieht und sich auf den Ehrenamtlichen ausruht“, sagt Helmhold. Aber dann ist bald auch schon wieder Wahlkampf.