Der liberale Syriza-Versteher

Sie haben sich ihn nicht selbst ausgesucht, aber einen besseren Werber für ihre Sache hätte die griechische Syriza-Regierung in Deutschland kaum finden können. Mit Jorgo „Chatzi“ Chatzimarkakis (Foto) verteidigt ausgerechnet ein eingefleischter Liberaler in den Talkshows der Republik mit Verve den Antiausteritätskurs der Linken Alexis Tsipras und Gianis Varoufakis. Die Anwürfe insbesondere aus Berlin gegen diese seien „ein regelrechtes Mobbing, das eigentlich im Rahmen der Wertegemeinschaft Europäische Union keinen Platz haben dürfte“, kritisiert der gebürtige Duisburger, der 16 Jahre lang dem FDP-Bundesvorstand angehört hat. „Unbefangene Beobachter könnten den Eindruck bekommen, hier soll jemand unter die Wasserlinie gedrückt werden.“

Dass das nicht gelingt, dazu will der redegewandte „Ehrenbotschafter Griechenlands in der EU“ seinen Beitrag leisten. Dabei war der 48-Jährige, der bis zum vergangenen Jahr für die FDP im Europaparlament saß, noch vom abgewirtschafteten Vorgängerkabinett aus Nea Dimokratia und Pasok ernannt worden. Doch das ändert nichts – im Gegenteil. „Statt blind auf Tsipras und Co einzuprügeln, sollte so mancher Politiker auch hierzulande die ausgestreckte Hand erkennen und einschlagen“, fordert Chatzimarkakis. „Diese Regierung ist weitestgehend oligarchiefrei“, schwärmt er: „Das ist eine historische Chance, die man nicht vergeben sollte.“ Weder in der deutschen Regierung noch in der FDP kommen solche Töne gut an.

Chatzimarkakis schert das wenig. Seiner alten Partei hat er im Februar 2014 den Rücken gekehrt. Die FDP-Führung habe gemeinsam mit Bundeskanzlerin Merkel „so viel Schwachsinn in der Eurokrise gemacht, da hört bei mir die Freundschaft auf“, sagte er damals der taz. PASCAL BEUCKER