Großaufgebot an der Wupper

PROTEST I In Wuppertal demonstrierten am Samstag erstmals zeitgleich radikalislamische Salafisten und die islamkritische Pegida-Bewegung. 1.000 Polizisten im Einsatz

Im Vorfeld hatte Pegida Teilnehmer aus dem Hooligan-Spektrum extra eingeladen

AUS WUPPERTAL SEBASTIAN WEIERMANN

Wuppertal am Samstagvormittag, es dauert noch Stunden, bis die Demonstrationen beginnen sollen. Wasserwerfer und Räumpanzer werden aufgefahren, berittene Polizisten finden sich ein. Die örtliche Polizei hat sich Unterstützung aus ganz Nordrhein-Westfalen sowie aus Niedersachsen geholt, mehr als 1.000 Beamte sind im Einsatz. Gewalttaten wie beim Aufmarsch der „Hooligans gegen Salafisten“ im vergangenen Oktober will die Wuppertaler Polizei diesmal verhindern.

Die Herausforderung ist groß: Erstmals in Deutschland wollen radikalislamische Salafisten und Anhänger der islamkritischen Pegida-Bewegung zeitgleich in einer Stadt demonstrieren.

Zum Nachmittag hin füllen sich die Plätze in Wuppertal-Elberfeld, dem Zentrum der Stadt. Zur Kundgebung der Pegida-Bewegung kommen nach Polizeiangaben etwa 800 Teilnehmer. Etwa die Hälfte von ihnen ist dem neonazistischen und Hooligan-Milieu zuzuordnen. Über den Platz schallen Parolen wie „Wer Deutschland nicht liebt, soll Deutschland verlassen!“ und „Antifa Hurensöhne“.

Marco C. Probach, der die Pegida-Versammlung organisiert hat, hat Probleme, die Teilnehmer zur Friedlichkeit aufzurufen. Hooligans versuchen immer wieder, Gegendemonstranten zu attackieren. Später kommt es zu weiteren Auseinandersetzungen in der Pegida-Kundgebung. Die Polizei bildet eine Kette in der Versammlung, um die Organisatoren zu schützen.

Die Polizeipräsidentin Birgitta Radermacher wird sich dennoch „sehr zufrieden mit dem Verlauf dieses durchaus schwierigen Tages“ zeigen: Insgesamt seien die Demonstrationen weitgehend ruhig verlaufen, es habe keine Verletzten gegeben, und die Menschen hätten „ihre Meinung frei äußern“ können. Acht Personen werden in Gewahrsam genommen. In 21 Fällen wird Anzeige erstattet.

Im Vorfeld hatte Pegida die Teilnehmer aus dem Hooligan-Spektrum explizit eingeladen. Nach den Streitigkeiten während der Versammlung verbot die Polizei dann jedoch den Rechtspopulisten, einen „Spaziergang“ durchzuführen. Pegida löste die Versammlung daraufhin auf. Lutz Bachmann, der Pegida in Dresden gegründet hatte und in Wuppertal die Rolle eines Stargasts hatte, blieb nur noch, einen Wunsch an die Teilnehmer zu richten: „Bitte macht jetzt nicht alles kaputt.“

Zur gleichen Zeit hatten sich auf dem Wuppertaler Willy-Brandt-Platz erst wenige Salafisten eingefunden. Um zu ihrer Kundgebung zu gelangen, mussten sie durch große Gruppen von linken und kurdischen Demonstranten. Dies gelang meist nur unter Polizeischutz. Sven Lau, Organisator der Veranstaltung, verspätete sich, die Islamisten vertrieben sich ihre Zeit unterdessen mit Beten. Auf der Kundgebung dann forderte ein Redner den Tod für „alle Ungläubigen“.

Auch der ehemalige Linksterrorist Bernhard Falk nahm an der Veranstaltung teil. Er warb unter den größtenteils jungen Teilnehmern für seine Gefangenenhilfe. Falk unterstützt Islamisten, die unter Terrorverdacht in Gefängnissen sitzen.

An den Gegenkundgebungen – sowohl gegen Pegida als auch gegen die Salafisten – beteiligten sich nach Polizeiangaben rund 2.000 Menschen. „Für rassistische Hetze ist hier kein Platz“, sagte der Vize-Vorsitzende der Initiative für Demokratie und Toleranz, Daniel Kolle. Wuppertal hat in der Vergangenheit wegen seiner Salafistenszene Schlagzeilen gemacht: So war die sogenannte Scharia-Polizei dort unterwegs; zudem gab es ein mutmaßlich salafistisches Zentrum. Die Einrichtung ist mittlerweile geschlossen. (mit epd)