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: Union setzt Duftmarke

FUSSBALL Union Berlin gewinnt Regionalderby gegen Energie Cottbus verdient mit 1:0

Da sage noch jemand, die Unioner zögen nicht an einem Strang. „Wir können eine Duftmarke setzen“, verkündete Trainer Uwe Neuhaus vor dem Berlin-Brandenburg-Derby gegen Energie Cottbus am Freitag in der 2. Fußball-Bundesliga. Prompt brutzelten die Bratwürste im Cateringhof des Stadions Alte Försterei und wehten Rauchschwaden über das Spielfeld, wo sie jene Zuchauer einhüllten, die auf Transparenten für die Legalisierung von Pyrotechnik demonstrierten.

Ein Feuerwerk an Spielwitz und Kombinationskunst boten die 22 Akteure auf dem Platz den 17.478 Zuschauern zwar nicht. Trotzdem durften die Unioner einen nicht unverdienten 1:0-Sieg feiern. Damit haben die Eisernen nach Beendigung der Hinserie 28 Punkte auf ihrem Konto, was eine komfortable Rückrunde ohne sportlichen Existenzkampf verspricht. So gut waren die Berliner noch nie in eine Spielzeit in der 2. Liga gestartet.

„Eine gute Serie“

Ausgerechnet der Stürmer Silvio erzielte nach zehn Spielminuten den Treffer des Abends und setzte damit die von Neuhaus avisierten Duftmarke. Ihn hatte der Coach unter der Woche im Training geschont, weil dem Brasilianer aus Lausanne der Sprung von der 2. Schweizer Liga ins stressigere deutsche Profigeschäft kräftemäßig zugesetzt habe. „Das freut mich persönlich für ihn. Er hat hart gearbeitet“, lobte Neuhaus den Torschützen. „Die Mannschaft kommt in eine gute Serie“, sagte Silvio in noch wackeligem Deutsch.

Seit vier Spielen sind die Eisernen nun unbesiegt und setzten sich als „Nummer eins des Ostens“ in der oberen Hälfte der Tabelle fest. Doch für einen Überschwang der Gefühle gab sich der Brasilianer nicht her. „Es hat nicht so gut geklappt wie in Rostock“, nörgelte Silvio. Selbstkritik muss sein, auch nach zwei gewonnen Derbys gegen die früheren DDR-Weggefährten Rostock (5:2) und Energie.

Aktien steigen im Kurs

In der Tat müsste es die an Leid gewöhnten Eisernen-Fans nachdenklich stimmen, wie es in jüngster Zeit mit ihrem Club aufwärts geht. Kämpfte Union früher gegen Lizenzentzüge und leere Kassen, so scheinen jetzt die Erfolge auf dem Rasen und im Umfeld Hand in Hand zu gehen. Die am 1. Dezember angelaufene Aktion des Clubs, Aktien an seinem Stadion Alte Försterei an die Mitglieder auszugeben, sorgte für eine enorme Nachfrage. Bereits im Morgengrauen, Stunden vor dem offiziellen Zeichnungsbeginn für die Arena-Anteile, standen Interessenten vor der Geschäftsstelle in Köpenick Schlange. Die Zahl der (bezugsberechtigten) Mitglieder schnellte nach Ausbruch des Aktienfiebers binnen wenigen Wochen um mehrere hundert auf nunmehr über 9.500 empor.

Union-Präsident Dirk Zingler ließ es sich nicht nehmen, den Aktionär Nummer eins, Ralf Kokles, persönlich zu begrüßen. „Ich muss das hier alles erst mal sacken lassen. Dass wir den langen Weg geschafft haben, macht mich glücklich“, beteuerte der 48-jährige Kokles, der seit 37 Jahren zu Union geht. JÜRGEN SCHULZ