Neuer Streit ums Bombodrom

Erstmals äußert der Bundesrechnungshof Zweifel, ob der Übungsplatz bei Wittstock überhaupt gebraucht wird. Den Bundesverteidigungsminister beeindruckt das nicht

Trotz scharfer Kritik des Bundesrechnungshofes (BRH) hält Bundesverteidigungsminister Franz Jung (CDU) am Bombodrom fest. „Es gibt keine Alternative zu dem Luft-Boden-Schießplatz bei Wittstock“, sagte ein Sprecher Jungs am Freitag. Die Bundeswehr will auf dem 14.000 Hektar großen Areal Bombenabwürfe und extreme Tiefflüge trainieren.

Zuvor hatte die Deutsche Presse-Agentur unter Berufung auf ein Schreiben des Rechnungshofs gemeldet, die Nutzungskonzepte der Luftwaffe würden „nicht mehr annähernd dem tatsächlichen Bedarf entsprechen“. Seit Jahren würde die Luftwaffe ihre bisherigen Übungsplätze für Luft-Boden-Kampfeinsätze nicht auslasten.

„Zuletzt flog sie nur noch ein Drittel der geplanten Übungen. Trotzdem hält sie daran fest, für rund 270 Millionen Euro“ die Kapazitäten auszuweiten, kritisieren die Prüfer. Sie erwähnen in dem Schreiben nicht explizit das „Bombodrom“, sprechen sich aber klar gegen jegliche Erweiterung der Luft-Boden-Übungsmöglichkeiten aus.

Der Ministeriumssprecher betonte dagegen, die Notwendigkeit des „Bombodroms“ bemesse sich nicht an den Flugbewegungen. „Es geht uns vor allem um die Qualität des auf dem 14.000 Hektar großen Areal möglichen Übungsbetriebes sowie um mehr Flexibilität und eine Entlastung der zwei Übungsplätze in Siegenburg und Nordhorn.“ Zudem entfielen von 270 Millionen Euro an Kosten 220 Millionen auf die Altlastensanierung auf dem einstigen sowjetischen Truppenübungsplatz.

Um die Nutzung des Gebiets in der Kyritz-Ruppiner Heide wird seit 15 Jahren gestritten. Bewohner und Tourismusbranche fürchten starke Lärmbelästigung und damit wirtschaftliche Einbußen.

Bislang haben mehrere Gerichtsentscheidungen die Inbetriebnahme des „Bombodroms“ verhindert. IMKE HENDRICH, DPA