Mehr als nur Jargon

Aufgewachsen zwischen Portugal und Nordfriesland, ein Erdkunde-, Englisch- und Chinesisch-Studium in Bonn – und nun das: Kristian Bader trägt eine braune Uniform und den wohl fiesesten Seitenscheitel Hamburgs. Als Rolle, versteht sich. Denn seit Neuestem gibt der Schauspieler und Kabarettist, bekannt aus dem Stück „Caveman“, den in die Gegenwart versetzten Hitler aus Timur Vermes’ umstrittenem Bestseller „Er ist wieder da“.

Eine allzu große Überraschung sei das Rollenangebot, Hitler zu spielen, dabei gar nicht gewesen, meint Bader. Er habe zuvor ja bereits in Theresia Walsers „Ein bisschen Ruhe vor dem Sturm“ gespielt, in dem es genau um die Frage geht, die in den nächsten Monaten wohl wieder verstärkt gestellt werden wird: Darf man über Hitler lachen?

Ja, meint Bader, differenziert dabei aber klar: „Auch wenn die Hemmschwelle in dieser Hinsicht heute gefallen ist und jeder Kabarettist auch mal eine Persiflage auf Hitler bringt, finde ich nicht, dass das Thema prinzipiell für jeden Lacher gut ist.“ Für ihn bedeute es eine große Verantwortung, sich an die Rolle zu wagen. Einfach nur Hitlers Jargon zu imitieren und das Ganze mit einem Augenzwinkern vorzutragen, sei nach wie vor geschmacklos, sagt Bader.

In der Theresia-Walser-Aufführung war er übrigens keiner der beiden Hitlerdarsteller. Deshalb sei Intendant Axel Schneider nun mit den Worten auf ihn zugekommen: „Jetzt darfst du auch mal!“ Berührungsängste mit der Rolle gebe es aber nicht, sagt Bader. Er sei sich sicher, dass das Publikum seine Arbeit verstehe und einzuordnen wisse.

Seit gut zwanzig Jahren arbeitet er nun in Hamburg. Bis 2004 war er vor allem mit dem Schauspielerkollegen Michael Ehnert als Bader-Ehnert-Kommando aktiv, als welches sie 1997 den Deutschen Kleinkunstpreis gewannen. Seitdem gastiert Bader auch immer wieder mal fernab der Bühne, etwa im Großstadtrevier oder im Tatort. Als Diktator kann man ihn seit Samstag im Altonaer Theater sehen.  FAL