Nach der Cuvrybrache nun das Teepeeland

RÄUMUNG Die Immobilienfirma TLG ließ einen Zaun durchs Teepeeland neben der Eisfabrik bauen

Ein Presslufthammer dröhnt, mehrere Männer der Firma Gemis heben ein Loch aus, um einen Zaun zu bauen – und das alles unter Polizeischutz. Denn dieser 65 Meter lange Zaun wird nicht an irgendeiner Stelle gezogen, sondern direkt durch das Gelände, auf welchem das Teepeeland steht, ein nichtkommerzielles und demokratisches Nachbarschafts-, Wohn- und Kulturprojekt neben der Eisfabrik.

Unangekündigt seien um sieben Uhr mehrere Mannschaftswagen der Polizei aufgetaucht, drei hätten an der Admiralsbrücke gestanden, weitere auf der Köpenicker Straße. Teile des Geländes seien geräumt worden, wobei zwei der Tipis komplett zerstört worden seien, schildert Fernand, einer der Bewohner des Teepeelandes. Jetzt sitzt er gemeinsam mit Flieger, einem weiteren Bewohner, an einem kleinen Gartentisch, die Sonne scheint ihnen ins Gesicht. Fassungslos beobachten sie die Bauarbeiter bei ihrer Arbeit. Das Bier, das sie sich im Schock geöffnet haben, schmeckt ihnen nicht. Sie scheinen es eher zum Festhalten in der Hand zu haben.

Etwa 20 Menschen verschiedenster Kulturen wohnen aktuell auf dem Gelände, im Sommer sogar bis zu hundert, erklärt Flieger, der einer der Gründervater des Teepeelandes ist. Seine schwarzen Cowboyboots sind ein bisschen dreckig, um seinen Hals baumelt ein Haifischzahn an einer Kette. Man warte auf den Rückruf vom Anwalt, der noch in einer Gerichtsverhandlung ist. Neben ihnen sitzt Niko Rollmann. Er ist gekommen, als er heute morgen von der Räumung erfahren hat. „Das ist einer der Orte, die Berlin einmalig machen“, sagt er.

Dass eines der beiden abgerissenen Tipis das Gästezelt war, ist besonders absurd. Immer wieder kommen Touristen vorbei, die sich vom Flair des kleinen Zeltparks an der Spree angezogen fühlen. Berlin werbe immer mit seiner kreativen Subkultur, fährt er fort, hier werde genau diese abgerissen.

Was genau auf das neu eingezäunte Gelände kommt, weiß noch keiner. „Die werden da bestimmt keine Sozialwohnungen bauen“, spekuliert jemand. „Wir prüfen weiterhin die Verwertung des Geländes“, kommentiert Christoph Wilhelm, Pressesprecher von TLG Immobilien, der Firma, der das geräumte Gebiet gehört.

„Jetzt bleiben wir erst recht“, meinen Fernand und Flieger.

MARIE-THÉRÈSE HARASIM