Zu Briefbombe bekannt

TERRORISMUS Briefbombe gegen Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann stammt von italienischen Linksextremisten. Zwei weitere Sendungen sind unterwegs

BERLIN taz/rtr/dpa | Die entschärfte Briefbombe gegen Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann stammt nach Angaben des Landeskriminalamts (LKA) Hessens von italienischen Linksextremisten. Dem Brief habe ein Bekennerschreiben einer Gruppe namens „FAI“ – Federazione Anarchica Informale – beigelegen, teilte das LKA am Donnerstag mit.

Der Verfasser spreche in dem in Italienisch abgefassten Schreiben von „drei Explosionen gegen Banken, Bankiers, Zecken und Blutsauger“. Danach muss davon ausgegangen werden, dass noch zwei weitere Briefbomben verschickt worden sein könnten, warnte das LKA. Die „FAI“ habe in der Vergangenheit mehrfach die Verantwortung für Anschläge gegen staatliche Organisationen in Europa mit Schwerpunkt in Italien übernommen. I

In der Poststelle der Deutschen Bank war der Brief an den Vorstandsvorsitzenden Josef Ackermann am Mittwoch eingegangen. Die Sendung war beim Röntgen in der Bank aufgefallen: Die Mitarbeiter der Bank entdeckten Drähte und Metallteile der Zündvorrichtung und des Auslösers. Spezialisten von Polizei und Landeskriminalamt Hessen entschärften die Bombe mit einer kontrollierten Sprengung. Anders als von manchen Medien berichtet, wurde als Tarnabsender laut Frankfurter Staatsanwaltschaft nicht die EZB angegeben.

Das LKA hatte am Donnerstag erklärt, die Sendung sei eine „sehr brisante, gefährliche Bombe“, so ein Sprecher. Zwar enthielt der Brief ihm zufolge keinen Sprengstoff, „weder militärischer oder gewerblicher“ Art. Doch das gefundene Pulver hätte beim Öffnen des Umschlags „mit Sicherheit gefährlich werden“ und Verbrennungen an Hand, Gesicht und Oberkörper verursachen können. „Ziel war es, eine Person zu schädigen.“

Möglicherweise sei das Pulver selbst hergestellt worden, oder es stamme aus einem Feuerwerkskörper oder einer Vogelschreckpatrone, sagte der LKA-Sprecher. Dass so ein Brief den Vorstandsvorsitzenden der Bank selbst erreicht, gilt als äußerst unwahrscheinlich. Schließlich gibt es wegen der Möglichkeiten von gefährlichen Sendungen Sicherheitskontrollen. Selbst wenn sie die passiert, wäre die Sendung wohl vor allem eine Gefahr für die Mitarbeiter in der Poststelle oder im Büro von Josef Ackermann gewesen. Am Mittwoch selbst soll der Bankchef außerdem nicht im Haus gewesen sein.

Die Deutsche Bank hat die Sicherheitsvorkehrungen erhöht und die Mitarbeiter an all ihren Standorten informiert, sagte ein Sprecher in Frankfurt. Nach der Briefbombe war auch die Finanzmetropole New York in erhöhter Alarmbereitschaft. Es gebe aber keine spezifische Bedrohung, hieß es dort.

Ackermann arbeitet seit 1996 für die Deutsche Bank. Als erster Ausländer rückte der Schweizer im Mai 2002 auf den Chefsessel. Seit November ist klar: Mit der Hauptversammlung 2012 hört Ackermann an der Spitze des DAX-Konzerns auf. DKU, WOS