„Ich war überrascht, wie hübsch Flensburg ist“

Ein Bayer im Norden soll unvoreingenommen seinen Eindruck der architektonischen Lage einer Großstadt schildern: Gestern nahm der Schauspieler und Fernsehkommissar Udo Wachtveitl seine einwöchige Arbeit als „Flensburger Stadtdenker“ auf

UDO WACHTVEITL, 49, Schauspieler und Architektur-Fan, lieh schon Pierce Brosnan und Kiefer Sutherland seine Stimme.

taz: Herr Wachtveitl, Sie sind der vierte Flensburger Stadtdenker geworden. Was ging Ihnen durch den Kopf, als Sie gefragt wurden?

Udo Wachtveitl: Mir ging durch den Kopf, ob ich das machen möchte. Und ich hab, glaub ich, etwas fahrlässig „ja“ gesagt. Ich bin kein Profi, kein Architekt. Ich bin interessierter Laie. Ich hab da mehrmals drauf hingewiesen, und die Leute haben gesagt: „Nein, nein, das wollen wir ja gerade.“ Am Ende dieser Woche wird sich rausstellen, ob ich das kann. Mal schauen.

Jetzt haben Sie den ersten halben Tag hinter sich gebracht. Stadtdenken Sie schon etwas?

Man kann ja schließlich nicht nicht denken. Also, man geht so durch die Stadt und vor allem, wenn es eine fremde Stadt ist, macht man sich über alles mögliche Gedanken. Oder wundert sich. Ich war zunächst mal überrascht, wie hübsch es ist. Ich habe nicht gedacht, dass Flensburg so hübsch ist. Und vor allem durchgängig so hübsch. Ich bin auch ein bisschen nördlich vom Nordertor gewesen. Da ist es auch hübsch, aber ärmer und heruntergekommener. Und da stelle ich mir zum Beispiel die Frage: „Warum hier und nicht woanders? Aber ich weiß nicht, ob es darauf eine Antwort gibt. Haben Sie eine?

Der Region geht es wirtschaftlich nicht besonders gut.

Ja, obwohl: Ich war heute in der Fußgängerzone, und die war voll. Aber ich habe nicht in die Tüten geschaut, was da drin ist.

Wie war denn Ihr erster Eindruck von Flensburg?

Es ist viel hügeliger, als ich gedacht hatte. Komisch, ich hab mir das immer ganz flach vorgestellt. Ja, und dann finde ich, dass aus dem Hafen relativ wenig gemacht ist. Aber das sind jetzt so ganz erste Eindrücke und ich glaube, man muss kein Stadtdenker sein, um das festzustellen. Ich mache jetzt hauptsächlich Interviews mit Bürgern, die mir begegnen. Mich verwundert etwas, dass viele nichts sagen wollen. Also jedenfalls nicht, wenn die Kamera läuft. Aber ich muss dazu sagen, das waren einige Male auch Stadtangestellte. Und die wollten dann nichts sagen, weil sie schon mal falsch und aus dem Zusammenhang gerissen zitiert wurden und das hat Ärger gegeben.

Wie fühlt man sich denn als Bayer in Flensburg?

Noch gar nicht. Also, ich hab kein Gefühl von Fremdheit. Aber das kommt auch daher, dass die Städte sich eh immer ähnlicher werden. Das trifft leider auch auf Flensburg zu.

Was planen Sie für die kommenden fünf Tage? Sie gehen weiter spazieren und interviewen die Bürger?

Ja, und abends werde ich mir Gedanken machen, warum alles so ist, wie es ist. Ich bin sehr gespannt, was dabei herauskommt. Es gibt ja auch die Möglichkeit, dass gar nichts dabei rauskommt. Oder dass eben alles so ist, wie es ist, weil es schon ganz gut ist, so wie es ist. Aber das weiß ich noch nicht.

Was fasziniert Sie an der Architektur?

Ich habe immer in welcher gelebt. Mehr kann ich dazu im Grunde gar nicht sagen. Aber muss man denn eigentlich immer wissen, warum einen eine Sache fasziniert? INTERVIEW: GBE