Skandinavier auf Reisen

FILMREIHE Finnischer Rock, dänische Fischer und Punks im Stockholm der frühen 80er: „Nordlichter“ bringt Neues aus dem Norden in die Kinos

Ob ein Film ins Kino kommt, hat nur eingeschränkt mit seiner Qualität zu tun: Verleiher kalkulieren genau, ob ein Kinostart sich lohnt. Zwar sind die Kosten für Kopien und Pressematerial durch der Digitalisierung gesunken, aber mit durchschnittlich zehn Filmen, die jeden Donnerstag neu auf die deutschen Leinwände kommen, ist der Markt übersättigt.

Und doch wünscht man einigen Filmen eine Chance. Eine kleine Plattform bietet die Agentur Kulturprojektor nun mit der Filmreihe „Nordlichter“: Sie hat fünf Spielfilme zusammengestellt, die zwischen 2012 und 2014 in Skandinavien produziert und in den vergangenen beiden Jahren bei den Nordischen Filmtagen Lübeck aufgeführt wurden. So könnte die Reihe auch „Das Beste aus Lübeck“ heißen. Über die nächsten Monate wird das Paket in diversen Programm- und kommunalen Kinos gezeigt, den Anfang macht seit Montag das „Scala“ in Lüneburg, später folgen Hannover, Hamburg, Schwerin und Kiel.

Keinen deutschen Verleih gefunden hat etwa der jüngste Film von Lukas Moodysson. Nach dem Erfolg seines grandiosen Coming-of-Age-Films „Fucking Amal“ wurden die nächsten Produktionen des Schweden noch in den Programmkinos gezeigt, aber „Lilja 4-ever“ und „Mammut“ waren düster, die Besucherzahlen überschaubar. „Wir sind die Besten“ nun knüpft an Moodyssons Anfangserfolg an: Er hat einen Comic seiner Frau Coco adaptiert, der handelt von drei jungen Frauen im Stockholm des Jahres 1980, von Punk und feministischer Rebellion.

„Der Mondfisch“ von Soren Balle erzählt von einem Fischer, der legal auf seinem Kutter nicht genug fangen kann, um die Schulden bei der Bank zu bezahlen. „Finnisches Blut, Schwedisches Herz“ wiederum handelt vom Rockgitarristen Kai Latvalehto, der in seiner Jugend zu der finnischen Minderheit in Schweden gehört. Zusammen mit seinem Vater macht er eine Reise in diese Vergangenheit – und singt dazu dann seinen „Finnish Rock“.

Von Fremdheit handelt auch Iram Haqs „Ich bin dein“: Hauptfigur ist eine pakistanische Schauspielerin, die in Oslo zwischen dem westlichen Leben und den traditionelleren Ansprüchen ihrer Familie steht. „Paris des Nordens“ spielt in einem isländischen Dorf, in dem der Lehrer Hugi sich ein ruhiges Leben erhofft. Regisseur Hafsteinn Gunnar Sigurdsson zeigt, wie kompliziert die Psyche von Männern sein kann.  HIP

Termine und weitere Infos: http://nordlichter-film.de