Unterwegs auf Bali: Einer von 10.000

Kolja Kruse, angehender Steinbaron

Nicht nur Minister, Diplomaten und Umweltschützer tummel sich derzeit auf Bali, auch manchen Unternehmer trifft man hier. Zu ihnen gehört der 49 Jahre alte Kolja Kuse aus München. Genauer: Zu ihnen will er einmal gehören, wenn es ihm eines Tages gelingt, seine Geschäftsidee zu verkaufen. Und die lautet: eine neue Steinzeit.

„Das Frappierende an Granit ist, dass er dieselbe spezifische Dichte besitzt wie Aluminium“, sagt Kuse. Granit sei genauso leicht wie Aluminium, ähnlich druckstabil wie Stahl und außerdem überall zu finden. „Warum also ersetzen wir nicht Stahl oder Zement auf der ganzen Welt durch Granit?“, fragt er. Zement, Stahl und Leichtmetalle wie Aluminium seien für 60 Prozent der industriebedingten Kohlendioxid-Emissionen verantwortlich. Kuse glaubt fest daran, dass dies eingespart werden könnte, wenn die Produktion auf Granit umgestellt würde.

Für diese Idee wirbt er auf einem Stand direkt neben dem Konferenzplenum. Neben einer Stahlschiene liegt eine aus Granit. „Um ein Brechen der Granitschiene zu verhindern, haben wir Kunststofffasern aufgebracht“, berichtet Kuse. Zum Beweis drückt er den Besuchern beide Schienen in die Hand. Die aus Stein ist deutlich leichter. „Das tragende Gerüst von Flugzeugen, Autokarossen, Bahnen, Fahrräder, Baustahl – man könnte alles aus Stein machen“, ist Kuse überzeugt.

Natürlich war Kuse mit seinem Steinwerkstoff auch schon auf der Hannover-Messe. „Aber dort hat niemand einen Blick auf das Klimaproblem“, sagt der Ingenieur. Auf Bali hofft er auf ein größeres Gehör zu stoßen.

Kuse hat eine Firma gegründet, „Technocarbon“. Zur Herstellung von Autokarosserien hat es bislang nicht gereicht, aber immerhin zu millimeterdünnen Tischplatten aus Stein. Zum geschäftlichen Erfolg seiner Firma sagt Kuse: „Leider ist es im Moment hauptsächlich meine Frau, die die Familie ernährt.“ RENI