Hundestunden

Als Anton noch zögerte

Acht Hundepfoten und sechs Kinderfüße trappeln herein. Es riecht nach Spaß, Schweiß, Spiel, Spannung. Die beiden Hunde, einer weiß und kurzhaarig, der andere schwarz und mit struppiger Mähne, beide mit spielgierigem Blick, werden platziert. „Anton! Sitz! Du sollst Sitz machen!“

Im Kreuzberger Jugendzentrum Statthaus Böcklerpark haben die „HundeStunden“ begonnen: Donnerstags ab 16 Uhr lernen Kinder, wie sie tiergerecht mit Hunden umgehen, ihnen Kunststücke beibringen und sich selbst sportlich bewegen. Melitta, die Erzieherin, hat einen Parcours aufgebaut: ein Balancierbrett, eine Hula-Hoop-Station, drei Kegel zum Drumrumhüpfen, ein Stoff-Tunnel zum Durchkriechen. Und ein Teppich liegt da, für die Rolle vorwärts, die manche Kinder in der Schule nicht mehr lernen.

Hui, schwierig! Der kleine Junge muss die Rolle öfters üben, die Mädchen legen hilfreiche Hand an. Dabei ist der Kleine begabt, alles andere absolviert er mit Verve, sogar das Balancieren. Aber hier hat er Schwierigkeiten. Er mag den Blick nicht vom Boden lösen. Irgendwann geht es, wenn auch wacklig, und Osam, der Junge, freut sich.

„Wurde aber auch Zeit“, die Älteste, eine Blondine kurz vor der Pubertät, will zu den Hunden. Gearbeitet wird mit Handzeichen: Zeigefinger hoch heißt „Sitz“, und wenn man Kreise in die Luft malt, lassen sich die Hunde lustvoll über den Boden rollen. Rollmopshunde, denkt die Reporterin, nimmt das aber gleich zurück, als die Tiere elegant über Bretterbalken laufen. Na ja, eigentlich läuft nur der schwarze. Der weiße, Anton genannt, zaudert, zögert, traut sich nicht. Ein Schritt vor, zwei zurück. Irgendwie mag er nicht aufs Ganze gehen. Einer im Raum kann ihn verstehen. GISELA SONNENBURG