Frust in Billigfliegern

ARBEITSBELASTUNG Piloten bei Billig-Airlines leiden unter langen Arbeitszeiten und Versetzungen

BERLIN taz | Heute Berlin, morgen Athen, übermorgen Rio de Janeiro – immer unterwegs sein und dabei gut verdienen. So ungefähr stellen viele sich das Leben der Piloten vor. Was für die großen Airlines wie die Lufthansa gilt, ist bei Billigfluglinien nicht der Fall. Dort sind die Arbeitsbedingungen für Piloten in den vergangenen Jahren deutlich schwieriger geworden. Und dabei spielt Geld keine große Rolle: „Im Alltag von Piloten sind andere Faktoren oft viel entscheidender“, sagt Norbert Huchler, Wissenschaftler am Institut für sozialwissenschaftliche Forschung in München.

Huchler hat die Arbeitswelt von Piloten untersucht. „Da sind die Bedingungen bei der Lufthansa im Gegensatz zu den Billigfluglinien einfach besser.“ Viel belastender als die unterschiedlichen Gehälter sei es für Piloten, ob sie ihre Ruhezeiten gestalten und ihre Freizeit planen könnten. Auch die Frage, wo sie stationiert werden und wie oft die Station vom Arbeitgeber geändert wird, belastet Piloten.

Billigfluglinien wie Germanwings träfen in den Arbeitsverträgen häufig Regelungen zum Nachteil des Piloten. Gerade diese sozialen Aspekte seien aber belastend, hat Huchler herausgefunden. Das zeige sich, wenn sie zum Beispiel zu Schlafproblemen führen oder das soziale Umfeld betreffen. „Bei Billigfluglinien ist das Frustpotenzial viel höher“, sagt Huchler. Piloten müssten nahe am Flughafen wohnen, um diesen innerhalb einer Stunde erreichen zu können. Doch verlegten Piloten nicht immer gleich ihren Lebensmittelpunkt, wenn ihre Einsatzstation geändert werde. Viele Piloten gründeten dann Wohngemeinschaften in Flughafennähe und pendelten zwischen WG und Wohnort – was schwierig sei, weil die gesetzlich vorgeschriebenen Ruhezeiten trotzdem eingehalten werden müssten. Huchler: „Das ist auf Dauer sehr belastend.“ RUBEN REHAGE