Mit Laternen gegen Neonazis

KINDERDEMO Die Neuköllner Falken demonstrierten mit Licht und Lärm gegen rechte Gewalt und den erneuten Anschlag auf ihr Jugendhaus in Britz

Von Weitem sieht es so aus, als ob die bunten Laternen durch die Wohnstraßen von Britz schweben. Die knapp hundert Kinder und Jugendlichen mit ihren Lichtern erkennt man zwar nicht gleich, aber zu hören sind sie deutlich: „Finger weg von unserm Haus – Nazis raus!“, rufen sie immer wieder. Ihr Ziel an diesem Mittwochabend: das Anton-Schmaus-Haus, das Gruppenhaus der sozialistischen Jugendorganisation Neuköllner Falken.

Das Gebäude wurde am 9. November 2011, dem Jahrestag der Reichspogromnacht, zum zweiten Mal durch einen Brandsatz beschädigt. Der Sachschaden betrug 200.000 Euro. Parallel zum ersten Anschlag im Juni wurden auch vier weitere linke Einrichtungen in Berlin attackiert. Die Falken vermuten deswegen Rechtsextreme hinter den beiden Anschlägen.

Wegen der Renovierungsarbeiten kann das Haus der Falken momentan nicht genutzt werden. „Wir hoffen, dass wir es Anfang April wieder beziehen können“, sagt Mirjam Blumenthal, die Sprecherin der Falken. „So lange können wir im Kinder- und Jugendzentrum Trapez in Rudow bleiben.“

Zu dem Protestumzug sind vor allem Mitglieder gekommen, die meisten sind so jung, dass sie von ihren Eltern begleitet werden. „Mit dem Laternenumzug wollen wir zeigen, dass wir noch da sind und uns nicht vertreiben lassen“, sagt Karsten Thiemann, der Vorsitzende der Neuköllner Falken. „Heute ist Wintersonnenwende, die längste Nacht des Jahres. Wir wollen Licht ins Dunkel bringen und die Gesellschaft jeden Tag ein Stück heller machen.“

Auch die neue Jugendsenatorin Sandra Scheeres (SPD), früher selbst aktives Falken-Mitglied, ist gekommen. „Ich will hier ein Zeichen setzen“, sagt sie. Die Anschläge auf das Zentrum seien feige und makaber gewesen. „Wir müssen gerade jetzt konsequent gegen rechte Gewalt auftreten.“

Im Garten hinter dem Anton-Schmaus-Haus lodert ein Lagerfeuer. Es gibt Kakao und Würstchen. Jana und Fabienne, zwei Falken-Mitglieder, blicken in die Flammen. „Ich habe angefangen zu weinen, als ich von dem Brand erfahren habe“, erzählt die 16-jährige Fabienne. „Ich rechne damit, dass es wieder passieren wird, und davor habe ich große Angst“, sagt die 15-jährige Jana. Trotzdem dürfe man sich nicht einschüchtern lassen.

Für das sanierte Gruppenhaus werde mit der Kriminalpolizei ein Sicherungskonzept ausgearbeitet, so Mirjam Blumenthal. Eine nächtliche Kameraüberwachung sowie eine Zusammenarbeit mit dem Wachdienst der BVG sei im Gespräch. JULIA KOHL