Niedersachsen von Insolvenz bedroht

Der Abbau von 1.770 Arbeitsplätzen bei dem Autobauer Karmann war möglicherweise erst der Anfang. Mit der Insolvenz des Briefzustellers Pin droht Norddeutschland jetzt der Wegfall von weiteren 330 Jobs

Für Ministerpräsident Christian Wulff (CDU) war der angekündigte Stellenabbau bei Karmann sei „das einzige ungelöste Problem dieser Landesregierung“ – bis vor drei Wochen. Zu den 1.770 wegbrechenden Jobs bei dem Osnabrücker Autobauer gesellen sich jetzt möglicherweise 230 weitere Stellen bei dem Post-Konkurrenten Pin. Bereits am 6. Dezember hatte der Briefzusteller bei den Arbeitsagenturen die Entlassung von insgesamt 880 Mitarbeitern angezeigt, davon 230 in Niedersachsen und 100 in Hamburg. Der gestrige Insolvenzantrag von sieben Pin-Tochtergesellschaften, darunter der PPD Private Postdienst Bremen, macht den Jobabbau wahrscheinlicher.

Ein Sprecher Wulffs zeigte sich gestern noch gelassen: „Da kann man im Augenblick noch nichts zu sagen. Oft werden Unternehmen nach dem Insolvenzantrag gerettet.“ Tatsächlich haben nach Angaben von Pin-Sprecher Thomas Schulz bereits erste Interessenten Kontakt mit dem erst in dieser Woche berufenen neuen Chef der Luxemburger Pin-Holding, Horst Piepenburg, aufgenommen. Dieser will den Geschäftsbetrieb fortsetzen. Durch den Insolvenzantrag erhalten die betroffenen Unternehmen Schulz zufolge eine Atempause bis Mitte Februar.

Eine solche scheint dem Autozulieferer Karmann nicht vergönnt zu sein. Vergangene Woche lief der letzte komplett gefertigte Chrysler Crossfire vom Band. Allein an der Produktion dieses Fahrzeugmodells hängen nach Angaben der Gewerkschaft IG Metall rund 600 Arbeitsplätze. Derzeit laufen die Verhandlungen über einen Sozialplan für die betroffenen Mitarbeiter. 2008 läuft auch die Fertigung des Mercedes CLK in Osnabrück aus. GBE

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