Bollywood mal ganz ohne Bollywood

LEISE Das Kommunale Kino in Hannover hat drei indische Filme ins Programm gehoben, die ganz ohne Tanz und Kitsch auskommen. Es sind vielmehr politische Lehrstücke für ein würdevolles Leben

Es ist ein politisches Lehrstück gelungen, in dem der imposante Marsch gezeigt wird

Das indische Kino ist bunt, laut, kitschig – und alle 20 Minuten gibt es eine Tanznummer. Auch wenn die drei Filme, die in den nächsten Tagen vom Kommunalkino Hannover gezeigt werden, nicht diesem Klischee entsprechen, bestätigt die Auswahl es dennoch indirekt. Keiner der Filme wurde von indischen Geldgebern finanziert und keiner für den indischen Markt produziert. Also darf die Tanzeinlage fehlen.

Der erste Film hat mit Christoph Schaub einen Schweizer Co-Regisseur. Gemeinsam mit Kamal Musale hat er mit „Millions can Walk“ (Fr, 18 Uhr) eine Dokumentation über einen riesigen Protestmarsch gedreht, von dem in den westlichen Medien kaum berichtet wurde. Im Oktober 2012 begaben sich um die hunderttausend InderInnen, landlose Bauern und Adivasi, also Ureinwohner des Landes, auf eine 400 Kilometer lange Wanderung von Gwalier nach Neu Dehli. Inspiration war Mahatma Gandhis Philosophie des gewaltlosen Widerstands. Die Protestierenden forderten, die Existenzbedingungen der Landbevölkerung so zu verbessern, das für sie ein Leben in Würde möglich ist.

Schaub hatte sich mit intensiven Recherchen auf den Film vorbereitete, ihm wurde aber von den indischen Behörden die Einreise verweigert und musste seinem Kollegen Musale die Dreharbeiten überlassen. Den beiden Filmemachern ist ein politisches Lehrstück gelungen, in dem sie den Marsch in seinen imposanten Dimensionen zeigen, aber auch einzelne Teilnehmer von ihren Lebenserfahrungen berichten lassen.

Solch ein politisch unbequemer Film passt offensichtlich nicht in die Veranstaltungsreihe „Indien: Partnerland Hannover Messe“, in der die beiden anderen Filme gezeigt werden.

Ein modernes Indien, in dem eine Frau aus dem traditionellen Leben ausbricht, zeigt Ritesh Batras Spielfilm „The Lunchbox“ (Mo, Di, Mi), der vor zwei Jahren in Cannes gezeigt wurde und ein internationaler Erfolg wurde. In den Büros vom Mumbai war es bis vor Kurzem üblich, dass die Ehefrauen der Angestellten für diese das Mittagessen kochten und es dann in speziell dafür gefertigten Töpfen von Boten an die Arbeitsplätze schickten. Der Film erzählt davon, wie eine von diesen Bestellungen verwechselt wird und ein einsamer Büromensch sich in die Frau verliebt, deren Essen er irrtümlich geliefert bekommt.

„Valley of Saints“ (16. 4., 16 Uhr) von Musa Syeed bekam 2012 den Publikumspreis des Sundance Film Festivals, ist aber eigentlich nicht nur für ein westliches Publikum konzipiert. Erzählt wird von einem Bootsmann, der in Kaschmir Touristen über den idyllischen Bergsee Dal rudert. Er trifft dort eine junge Wissenschaftlerin, die Wasserproben aus dem See entnimmt, die offenbaren, dass der See durch Umweltverschmutzung bedroht ist.  HIP

Mehr Infos gibt es auf der Seite des Kommunalen Kinos Hannover: www.presse-hannover.de